Aktuelles / News (mostly in German)




1. Informationen und Aufrufe

a) Aktuelle Informationen zu Geschichte, historischer Bildung und Forschung sowie zu Geschichts- und Erinnerungspolitik

2. Informationen zu den Autorinnen und Übersetzerinnen

3. Neue Bücher

4. Aktuelle Termine und mehr – alphabetisch nach Städten und Datum geordnet (Berlin, Bonn, Dresden, Hamburg, Köln, München, Stuttgart)

5. Forschungssplitter

6. Neu auf der Website

7. Website updates

8. Infos zur Website




1. Informationen und Aufrufe




LFT 2021: #NotInOurName


Das Lesbengeschichtsportal distanziert sich politisch von der de facto-Exklusion von trans* Lesben auf dem Online-LFT 2021, von den trans*feindlichen sowie antifeministischen, antigenderistischen und damit rechts-anschlussfähigen Veranstaltungen & von der Präsentation von trans*feindlichen Organisationen (Stände) während des Lesbenfrühlingstreffens.

#Solidarisch mit trans* Lesben, nicht-binären Lesben und queeren Lesben!

#KämpfeVerbindenNichtSpalten




a) Aktuelle Informationen zu Geschichte, historischer Bildung und Forschung sowie zu Geschichts- und Erinnerungspolitik




Mikroforschungsprojekt in Kooperation mit Lesbengeschichte.org


(Bonn/Berlin/Düsseldorf: 10-12/2020)


"Diskriminierende Angriffe und offensive Abwehr – Eine Geschichte der Selbstorganisierung ‚Neue Damengemeinschaft' und ihrer selbstbewussten Akteurinnen* in Berlin um 1900"



Kurzzusammenfassung

Am 1.10.2020 ist am Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften der Hochschule Düsseldorf das Mikroforschungsprojekt "Diskriminierende Angriffe und offensive Abwehr – Eine Geschichte der Selbstorganisierung ‚Neue Damengemeinschaft' und ihrer selbstbewussten Akteurinnen* in Berlin um 1900" gestartet. Das organisations- und diskriminierungshistoriographische sowie frauen*biographische Projekt widmet sich einer Initiative von Lesben* im späten Kaiserreich, die trotz des immensen medialen, polizeilichen und justiziellen Drucks über mindestens fünf Jahre aktiv gewesen ist.
Ziel des Projekts ist die historische Rekonstruktion und Analyse der Selbstorganisierung "Neue Damengemeinschaft" in Berlin als Form von Vergemeinschaftung von lesbisch lebenden Frauen* vor dem Hintergrund struktureller, institutioneller und interpersonaler Diskriminierung. Dabei werden auch die mit der Gruppierung in Zusammenhang stehende mediale Berichterstattung, das (Straf-)Prozessgeschehen in Berlin und die Reaktion der Betroffenen in Quellen aus staatlichen Archiven erschlossen und kritisch analysiert.
Das Forschungsprojekt leistet einen Beitrag zur Historiographie marginalisierter Subjekte und zur Organisierungsgeschichte in Deutschland am Beispiel lesbischer Subkultur unter nicht-demokratischen Bedingungen des deutschen Kaiserreichs.

Leitung: Prof. Dr. Christiane Leidinger

Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Ingeborg Boxhammer, M.A. Historikerin (Bonn)

Förderung: Berliner Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung zur Forschungsförderung von Mikroprojekten, Landesstelle für Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung

Laufzeit: 10/2020-12/2020

Ergebnisse: neuer Themenbereich "Subkultur im Kaiserreich"




Lesbengeschichte in Zeiten erstarkender rechter, extrem rechter und völkisch-autoritärer Kräfte

Dankesrede zur Verleihung der CouLe – Preis für couragierte Lesben der LAG Lesben in NRW 2019


Von Ingeborg Boxhammer und Christiane Leidinger




Text zum Download pdf

I. Dank

Dankeschön! Wir freuen uns sehr über den Preis für unser Lesbengeschichtsportal und fühlen uns geehrt!
Unser Dank gilt Astrid Hirsch für die Laudatio! Außerdem bedanken wir uns bei der Jury1 für die Auszeichnung, bei Geschäftsführung und Vorstand der LAG Lesben, der LAG selbst für ihre Arbeit und beim Vorbereitungsteam für den heutigen Tag sowie bei Constance Ohms für ihre Videobotschaft und virtuelle Übergabe der Figurine.

Und last not least geht ein feministischer Dank an die Künstlerin Regine Rostalski für die CouLe, dieses wunderbare Metallkunstwerk und ein Dank für die schöne historische Performance und die wunderbare Musik von "Lydies lesbischer Verwandtschaft" – Ihr habt großartig gespielt!

Als Preisträgerinnen haben wir zwei Beiträge vorbereitet: eine Präsentation, mit der wir sichtbar machen wollen, wer – auch historisch gesehen – hinter dem Lesbengeschichtsportal steht, und einen rund zehnminütigen Redebeitrag, was es für uns bedeutet, die CouLe in diesem Jahr zu erhalten. Wir freuen uns auch sehr, dass einzelne Autorinnen, Übersetzerinnen und viele Unterstützer*innen des Portals heute hier sind und mit uns feiern! Schön, dass ihr alle gekommen seid!

Die CouLe

II. Elektronische Kurz-Präsentation zu den Personen hinter dem Portal

Textinhalt: Das mehrsprachige Portal Lesbengeschichte.org wurde von uns 2005 initiiert und schrittweise weiter entwickelt.

Wir danken herzlich den rund 100 Personen, die Teile des Weges begleitet haben, mit dem Projekt verbunden sind und es auf vielfältige Weise unterstützen:
von „a“ wie anfeuernd über „k“ wie kontaktvermittelnd zu „s“ wie schreibend oder spendend bis „ü“ wie übersetzend.

17 Autor*innen:
Christian-Alexander Wäldner, Christiane Leidinger, Claudia Schoppmann, Corinna Tomberger, Erwin In het Panhuis, Gabi Einsele, Heike Schader, Ilse Kokula, Ingeborg Boxhammer, Jens Dobler, Madeleine Marti, Petra Heinrichs, Raimund Wolfert, Regula Schnurrenberger (1953-2005), Sabine Kröner, Ulrike Janz und Ulrike Sparr.

35 Übersetzer*innen:
A. K., Alex Harstall, Aline Tizon, Allison Brown, Amor Escalier, Angelika Wichert, Anita Winter, Anke Sauerbrey, Anu Karlson, Bibiane Lengler-Michaelsen, Carmen Chantico, Claudia Walther, Dagmar Heymann, Duygu Nalbant, Edith Kellenhusen, Elena Terson de Paleville, Eva Gundermann, Frauke Köppen-Schomerus, Grit Paechnatz, Isabelle Jahraus, Katharina Mader, Kseniya Hahn, Lisa Blau, Marina Kaykhanidi, Marion Dupuis, Moba Kifra, Monika Richrath, Natalia Gerodetti, Paula Jojart, *, Radcliff Nord, Regina Weber, Ron, Silvia R. und Vanessa Tuttlies.

2 Webdesignerinnen:
Heike Jachtmann (Framelose Seiten), Nika Schwab (Design)

2 Postkartendesignerinnen:
Sandra H. (Lotte-Hahm-Postkarte), Taro Trautner (Portal-Postkarten)

… und zahlreiche Unterstützer*innen:
Barbara, Barbara, Birgit, Birgit Schnieders, Brigitta, Claudia, Claudia Breger, Claudia Koltzenburg, Corinna, Cornelia, Cynthia Wilson, Ellen, Faina Großmann, Franziska Rauchut, Gabriele, Gabriele Dennert, Gabriele Mietke, Gabriele D. Rosenstreich, Hedwig Henschel, Heike Cox, Heike Janes, Helga Zimmermann, Ira Kriesche, Jillian B. Suffner, Julia, Jutta, Katharina, Katharina, Kima, Kirsten, Madeleine S., Margit, Michaela Cox, Muriel González Athenas, Nathalie, Olaf, Petra, P. S., Ralf Dose, Regine Henschel, Sonja, T. M., Ulrike, Ulrike, Ute, Wiebke Großmann und Yvonne Bühlmann.

… und möglicherweise versehentlich doch nicht Genannte sowie nicht zuletzt die Leser*innen und Surfer*innen des Portals.


III. Rede

Die CouLe verliehen zu bekommen, das bedeutet für uns alle das Feiern und Würdigen der Geschichte und Geschichten von Lesben!

Die Rekonstruktion von Lesbengeschichte ist neben Repräsentation von Lesben in der Historie immer auch Anerkennung von lesbischem Leben, Lieben und Begehren gegen gesellschaftliche Widerstände und eine Würdigung politischer Kämpfe von Lesben gegen Diskriminierung, Gewalt und gesellschaftliche Macht- und Herrschaftsverhältnisse – gestern und heute!

Wir freuen uns sehr über den Preis – und gleichzeitig sind wir uns dessen bewusst, dass auch andere Geschichtsaktivistinnen ihn verdient hätten. Auch ihre Arbeit erfährt Anerkennung durch die Verleihung des Preises für unser Engagement in lesbenhistorischer Spurensuche und Geschichtsvermittlung.

Der Preis ist eine Wertschätzung unserer Arbeit und auch eine Anerkennung unseres Selbstverständnisses: Das Portal zielte von Anfang an auf eine kritische Rekonstruktion von Geschichte.2

Die CouLe im Jahr 2019 verliehen zu bekommen, heißt für uns, eine Auszeichnung in einer Zeit zu erhalten, in der geschichtsrevisionistische Äußerungen in einem kaum vorstellbaren Ausmaß öffentlich sprechbar geworden sind - und in einer Zeit, in der rechte, völkisch-autoritäre und extrem rechte Kräfte massiv erstarken.
Mit diesen politischen Verschiebungen einher und daraus hervor geht ein zunehmender Antisemitismus, ein zunehmender Rassismus - und auch ein zunehmender Antifeminismus. Aber: Es wäre leichtfertig und es wäre auch falsch, diese Verschiebungen lediglich politisch "rechts" zu verorten.
Denn: Viele dieser und andere diskriminierende Einstellungen und Verhaltensweisen kommen aus der Mitte der Gesellschaft oder sie finden dort Anschlussstellen - bzw. haben bereits konkrete Anschlussflächen.

Die aus den gesellschaftlichen Macht- und Herrschaftsverhältnissen entstehende Diskriminierung und Gewalt - von "A" wie Ableism/Behindertenfeindlichkeit3 bis "R" wie Rassismus - sind historisch gewachsen. Basis ist jeweils die Erfindung von sozialen Gruppen - wie etwa die Gruppe Frauen, Lesben oder Schwarze Menschen. Zugleich werden diese Gruppen hierarchisiert gedacht, also als Unterordnung im Vergleich zu Männern, Heteros und Weißen. Christiane hat die Verbindung zwischen der historischen Entstehung der Phänomene und der aktuellen Situation "Nicht-vergangene-Diskriminierungsgeschichte in der Gegenwart"4 genannt.

In Zeiten wie diesen den Preis für ein kritisches Geschichtsprojekt zu erhalten, lädt zu einer kurzen Reflexion über den Sinn historischen Arbeitens ein:
Der Anspruch des Lesbengeschichtsportals geht über Sichtbarmachen und Sichtbarkeit der Geschichte von Lesben und über Erinnerung von Vergessenem – und auch über Mahnungen – hinaus.

Der sozialistische Historiker und Politologe Howard Zinn (1922-2010) prägte das treffende Bild von Geschichtswissenschaftler* innen, die bei ihrer Arbeit nicht wählen können, vermeintlich neutral zu sein, die gleichsam über einen "fahrenden Zug" schreiben: das Gestern, Heute und Morgen.5 Denn es lassen sich zwei Ebenen unterscheiden, auf denen Geschichte eine Bedeutung hat: Die gegenwärtige Vergangenheit bestimmt die aktuelle Situation, in der wir uns selbst befinden; diese Ebene der Bedeutung liegt nicht in unserer Hand – "sie ist bereits bestimmt". Wir können jedoch wählen, wie wir Geschichte erforschen und wie wir sie erzählen. Gleichzeitig beeinflusst auf der zweiten Ebene unsere Reflexion der Vergangenheit das, was wir bezogen auf die aktuelle Situation tun; und das liegt sehr wohl in unserer Hand.6

Das Portal Lesbengeschichte hat sich – in Weiterführung der Überlegungen von Ulrike Janz zu "zwiespältigen Ahninnen"7 – zu einer wichtigen Aufgabe und eigenem Anspruch gemacht, Biografien von Lesben mit Blick auf verschiedene gesellschaftliche Positionierungen anzuschauen und dabei gleichermaßen politisch erfreuliche wie auch politisch schwierige Aspekte sichtbar zu machen. Problematisches können und sollten wir alle nicht verschweigen, sondern uns auch diese Seiten einer Person kritisch aneignen. Nicht zuletzt sollten wir im Blick haben, dass auch heute Menschen diskriminiert werden und Gewalt erfahren - von "A" wie Antisemitismus oder "K" wie Klassismus. Wir tragen alle dafür Verantwortung, dass die gesellschaftlichen Verhältnisse herrschafts- und gewaltfrei werden und ein gutes Leben für alle möglich ist.

Hier ein Beispiel von vielen aus der Geschichte von Lesben:
Eine bekannte lesbische Feministin der Alten radikalen bürgerlichen Frauenbewegung hat Folgendes geschrieben:
"Nichts ist unmöglich!", um "Freiheit, Recht und Menschenwürde zur Grundlage allen Seins zu erheben".8
Das ist eines dieser mutmachenden, großartigen politischen Lesben-Zitate, welches die Unteilbarkeit von Menschenrechten in den Mittelpunkt stellt.

Was aber, wenn diese proklamierte Freiheit, wenn Recht und wenn Menschenwürde doch teilbar sind und einer bestimmten Menschengruppe entzogen werden?
Und mehr noch: Wenn die Frau, von der dieses Zitat stammt, wenn sie selbst in einem anderen Zusammenhang sich anmaßt, einer Menschengruppe Freiheit und Menschenwürde, gar das Recht auf Leben zu entziehen – und diese Aussage, so der bislang bekannte Stand der Quellenlage, nie zurückgenommen hat?

Im Jahr 1907 äußerte sich nämlich Lida Gustava Heymann (1868-1943) inhaltlich völlig konträr zu ihrem eigenen Postulat. Jenes Zitat, das aus der Presse kolportiert wird und – so die bislang bekannten Überlieferungen – von ihr nicht dementiert wurde, möchten wir hier nicht nochmals wörtlich wiederholen; vielen Anwesenden dürfte es bekannt sein: Heymanns Aussagen sind zutiefst menschenverachtend und entmenschlichend. Sie ruft zur staatlich verbürgten Ermordung von Menschen mit Beeinträchtigungen auf. Sie formuliert, in Anbetracht der Armut von Arbeiter*innen-Kindern auf der Straße sei der (vermeintliche!) ‚Komfort' in einer "Anstalt" mit Garten völlig unangebracht.9
An diesen Aussagen gibt es nichts zu relativieren, einzuhegen, zu beschwichtigen oder zu beschönigen oder zugunsten anderer wichtig gemachter politischer Nebenschauplätze zurückzustellen; auch das beliebte Argument, zu jener Zeit hätten doch (fast) alle so gedacht, nimmt den Aussagen in keiner Weise ihre menschenverachtende Wucht: Lida Gustava Heymann hat sich mit diesen Äußerungen im Kaiserreich zu einer Art Vor-Sprecherin der zeitlich sehr viel späteren Euthanasie-Morde der Nazis gemacht, denen der Forschung zufolge ab 1939 300.000 Menschen in Europa zum Opfer fielen.10

Wie erzählen wir diese grundverschiedenen Zitate, wie machen wir sie zu einem Bestandteil ein- und derselben Biografie? Welche Schlüsse ziehen wir daraus für das Gestern, Heute und Morgen?
Das ist genau das, was in unser aller Hand liegt, während wir in dem "fahrenden Zug" sitzen. Das Zitat ist historisch, der Inhalt von Heymanns Sätzen ist es nicht. Denn: Auch heute werden gesellschaftlich Kosten-Nutzen-Kalküle formuliert.
Auch 2019 werden mit diesem alten menschenverachtenden Zitat Lesben adressiert, sind Menschen gemeint, und zwar im Heute: Die Struktur der Ungleichwertigkeit ist nicht vergangen. Lesben und bi- und heterosexuelle Menschen mit Beeinträchtigungen sind auch in unserer heutigen Gesellschaft Behindertenfeindlichkeit ausgesetzt. Sie werden oftmals systematisch ausgeschlossen und weisen eine deutlich höhere Verletzbarkeit bezogen auf Gewalt auf.

Wir alle dürfen – gerade bei den aktuellen "Schutzmacht"-Offerten von rechts an Lesben – nicht vergessen: Keine von uns ist ‚nur' Lesbe; sondern wir haben alle weitere gesellschaftliche Positionierungen wie beispielsweise Geschlecht oder Klasse. Diese komplexen Zugehörigkeiten auf- oder abzuspalten ist sozusagen das Privileg derjenigen, die beispielsweise weiß, deutsch, bürgerlich und männlich sind.

Eine kritische Auseinandersetzung zu führen, heißt sich keinem Diktum der Unthematisierbarkeit und Unbearbeitbarkeit von gesellschaftlichen Konfliktlinien und Widersprüchlichkeit zu unterwerfen.

Es gilt, dem Impuls oder Reflex zu entgehen, zu denken, etwas von damals vergessen zu können oder verteidigen zu wollen. Für den Impuls gibt es wohl unterschiedliche Motive: Ein Grund dürfte darin bestehen, liebgewonnene und geschätzte Persönlichkeiten der Geschichte nicht ‚aufgeben' zu wollen. Es geht aber gar nicht oder zumindest nicht zwingend ums ‚Aufgeben', sondern darum, diese Zwiespältigkeit nicht zu neutralisieren, nicht zu (ver-)schweigen. Es geht darum, Widersprüchlichkeit zu benennen und kritisch Position zu beziehen. Das bedeutet auch, direkt Betroffenen eine Stimme zu geben, sie also zu fragen und ihnen zuzuhören.

Darüber hinaus: Lasst uns weiter nach Lesben* in der Geschichte suchen, die auch schon damals gegen den Mainstream gedacht haben. Gerade das Erstarken politisch rechter Kräfte – nicht nur in der Bundesrepublik und in Europa – macht Gegenrede, Positionierung und Solidarität und nicht zuletzt Empathie11 von Lesben für unterschiedliche Zugehörigkeiten und Folgen notwendig. Der jüdische Philosoph und Soziologe Theodor W. Adorno hat 1966 formuliert: Die "einzig wahrhafte Kraft gegen das Prinzip von Auschwitz wäre Autonomie (...); die Kraft zur Reflexion, zur Selbstbestimmung, zum Nicht-Mitmachen.12
Wir beide hoffen und wünschen uns, dass uns auch die CouLe als Auszeichnung für unsere Arbeit immer wieder die Kraft zur "Reflexion", zur "Selbstbestimmung" – und zum "Nicht-Mitmachen" gibt.

Wie sieht der Alltag des Lesbengeschichtsportals aus?

Ein großer Teil unserer Arbeit für das Projekt ist von Leidenschaft für Kleinkram und damit verbundener simpler stunden- oder gar tagelanger Fleißarbeit geprägt. Dann wälzen wir unermüdlich alte Zeitungen, Akten oder Adressbücher und spüren neue – zumindest aus unserer Sicht – atemberaubende lesbengeschichtliche Funde auf. Dabei ist Quellenarbeit zu Lesbengeschichte meistens wie "Stecknadeln-im-Heuhaufen-suchen".
Für Sie und Euch abschließend zwei13 Stecknadeln. Sie heißen "Tante Piggy" und "Friseurhandwerk".

Stecknadel 1: Im Dezember letzten Jahres bekam Christiane eine E-Mail aus Hamburg von einer Frau namens Wiebke Großmann: Darin heißt es: "ich wusste schon immer, dass meine Urgroßtante wohl sehr speziell gewesen sein soll. Männerkleidung, lesbisch, Zigarren, einen Hang zum Militär und einen Beruf als Journalist/in. In der Familie hieß sie Tante Piggy'".
Die Rede ist von keiner Geringeren als Theo Anna Sprüngli.
Zur Erinnerung: Theo Anna Sprüngli hat unter dem Pseudonym "Anna Rüling" 1904 die erste uns bislang weltweit bekannte lesben-emanzipatorische Rede gehalten – und hier in Düsseldorf als Journalistin gearbeitet – sie war allerdings auch pro-kolonialistisch aktiv.14
Sprünglis Urgroßnichte Wiebke Großmann schrieb weiter: "Ich selber lebe ebenfalls mit einer Frau zusammen und vielleicht ist meine Neugier dadurch noch etwas größer."
Aus dieser Kontaktaufnahme ist ein reger Mailwechsel entstanden und bald können auf dem Lesbengeschichtsportal neue Fotos von Theo Anna Sprüngli aus Familienbesitz gezeigt und angeschaut werden.

Die Stecknadel Nummer 2 – "Friseurhandwerk" – hat Ingeborg kürzlich im riesigen Heuhaufen historischer Zeitungen gefunden. Diese Stecknadel ist ein gutes Beispiel dafür, dass Lesben sich gleichsam überall Räume geschaffen haben. Martha Vicinus, US-amerikanische Frauen- und Lesbengeschichtsforscherin und Professorin an der University of Michigan, hat das einmal sehr schön formuliert: "Lesbisches Begehren ist überall, selbst wenn es nirgendwo sichtbar wird".15
In einem Artikel über das Friseurgewerbe aus dem Jahr 1914 steht diese eine Information: "In Berlin habe eine polizeiliche Ermittlung ergeben, daß ein Damenfriseurladen als Deckmantel für lesbische Liebeszusammenkünfte diente".16

Frisörinnen – Lesben – Polizei: wir sind dran an der Geschichte!

Vielen Dank für den wunderbaren Preis und Ihre und Eure Aufmerksamkeit!

Düsseldorf, den 18. Mai 2019

1 Zur Jury gehören: Gabriele Bischoff, Dr. Ann Marie Krewer, Antje-Marie Kühn, Inge Landmann, Dorothee Mülder, Dr. Ute Zimmermann - aus diesem Kreis wurde auch die Preisverleihung vorbereitet https://couragierte-lesben-preis.nrw/, www.lesben-nrw.de.

2 Zu unserem Selbstverständnis an der Schnittstelle von Forschung, Politischer Bildung und Erinnerungskultur vgl. Leidinger, Christiane/Boxhammer, Ingeborg: "Lesbian like" Geschichte - Vom Wettstreit richtiger Bezeichnungen, Verdächtigungen, Lesbensex und einer Vermisstenanzeige. In: AutorInnenkollektiv Loukanikos (Hrsg.): History is unwritten. Linke Geschichtspolitik und kritische Wissenschaft. Münster: edition assemblage 2015, S. 144-159.

3 Vgl. z.B. Maskos, Rebecca (2015): Ableism und das Ideal des autonomen Fähig-Seins in der kapitalistischen Gesellschaft. Zeitschrift für Inklusion. Juni 2015. Online: https://www.inklusion-online.net/. Zinsmeister, Julia (2017): Diskriminierung von körperlich und geistig Beeinträchtigten. In: Scherr, Albert/ El-Mafaalani, Aladin/Yüksel, Gökçen (Hrsg.): Handbuch Diskriminierung. Wiesbaden: Springer VS, S. 593-612.

4 Leidinger, Christiane: Überlegungen für eine kritische Erinnerungskultur. In: Mitteilungen der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft 61_62/2018, S. 8-20.

5 Zinn, Howard (1990 [1970]): The Politics of History. Boston: Beacon Press. - Howard Zinn formuliert es so: "Historical writing always has some effect on us. It may reininforce our passivity; it may activate us. In any case, the historian cannot choose to be neutral; he writes on a moving train." (Zinn 1990 [1970]: 35; vgl. S. 1; 3; 29)

6 Howard Zinn schreibt: "There are two ways in which history has a ‚meaning'. The actual past has affected the present situation in which we find ourselves; this kind of meaning is out of our hands - it has already determined. But also, our recapitulation of the past affects what we do about this situation; this is in our hands […] I can choose, by the way I tell the story, to make World War I seem a glorious battle between good and evil, or I can make it seem a senseless massacre." (Zinn 1990 [1970]: 275)

7 Janz, Ulrike: (K)eine von uns? Vom schwierigen Umgang mit ‚zwiespältigen Ahninnen'. Bochum 1991 [online] Availiable from: Online-Projekt Lesbengeschichte. Boxhammer, Ingeborg/Leidinger, Christiane. URL: https://www.lesbengeschichte.org/ns_essays_d.html. Also available in print version: Janz, Ulrike: (K)eine von uns? Vom schwierigen Umgang mit ‚zwiespältigen Ahninnen'. In: IHRSINN. eine radikalfeministische Lesbenzeitschrift 3/1991, S. 24-39. Janz, Ulrike: Reflexionen zum "negativen lesbischen Eigentum". Bochum 1994 [online] Availiable from: Online-Projekt Lesbengeschichte. Boxhammer, Ingeborg/Leidinger, Christiane. URL: https://www.lesbengeschichte.org/ns_essays_d.html. Also available in print version: Janz, Ulrike: Reflexionen zum "negativen lesbischen Eigentum". In: IHRSINN. eine radikalfeministische Lesbenzeitschrift 10/1994, S. 70-79.

8 Lida Gustava Heymann (1941?) zit.n. Hoffkamp, Sabine: Lida Gustava Heymann. Deutsches Digitales Frauenarchiv. https://www.digitales-deutsches-frauenarchiv.de/akteurinnen/lida-gustava-heymann#footnote1_9k30w8y. Vgl. Heymann, Lida Gustava (in Zusammenarbeit mit Dr. jur. Anita Augspurg) (1992 [1941; 1972]): Erlebtes - Erschautes. Deutsche Frauen kämpfen für Freiheit, Recht und Frieden 1850-1940. Hrsg. v. Margrit Twellmann. Frankfurt/M., S. 327.

9 Vgl. Lida Gustava Heymann 1907 n. Wawrzyn, Heidemarie (2000): Als die "Mütter der Nation" Abschied nahmen von den Menschenrechten: Über Antisemitismus in den bürgerlichen Frauenbewegungen 1865-1918. In: Planert, Ute (Hrsg.): Nation, Politik und Geschlecht. Frauenbewegungen und Nationalismus in der Moderne. Frankfurt/M./New York: Campus, S. 182-197, hier S. 187. Quellen: Lida Gustava Heymann 1907 n. (indirektes Zitat) o.A./Deutsche Tageszeitung: Kochtopf und Frauenstimmrecht. In: Deutsche Tageszeitung, Nr. 460, 1.10.1907. Lida Gustava Heymann 1907 n. (indirektes Zitat) o.A. Verband fortschrittlicher Frauenvereine. 28.9. In: Frankfurter Zeitung 28.9.1907; Lida Gustava Heymann 1907 n. Frankfurter Zeitung o.A.: Eine frauenrechtlerische Extravaganz. In: Hamburger Echo 234/1907 (7.10.1907?). Vgl. o.A.: Eindrücke von der Frankfurter Tagung. In: Die Frauenbewegung Nr. 20/1907, 15.10.1907; o.A.: Stimmen der Presse über die Frankfurter Tagung. In: Die Frauenbewegung 15.11.1907; o.A.: Der Verein für Frauenstimmrecht. In: Bonner Zeitung 29.9.1907. Die Aussage wurde mit sehr großer Wahrscheinlich im Kontext der 4. Generalversammlung des "Verbandes fortschrittlicher Frauenvereine", "Behandlung des Bevölkerungsproblems" getroffen, vgl. Die Frauenbewegung Nr. 20/1907 (15.10.1907).

10 "Allerdings liegen verlässliche Zahlen insbesondere für Osteuropa noch nicht vor." Stiftung Denkmal Online: https://www.stiftung-denkmal.de/denkmaeler/gedenk-und-informationsort-fuer-die-opfer-der-ns-euthanasie-morde.html.

11 Den Aspekt der Empathie macht eine lateinamerikanische lesbisch-feministische Aktivistin stark, die über die Wirkung der politischen Aktionen der Gruppe Rote Zora zu Zwangssterilisierungen von Frauen im globalen Süden spricht. Vgl. Frauen bildet Banden. Eine Spurensuche zur Geschichte Roten Zora. Eine Dokumentation von las otras. FrauenLesbenFilmCollectif Berlin (BRD 2019, 77min).

12 Adorno, Theodor W. (2012 [1966]): Erziehung nach Auschwitz. In: Bauer, Ullrich/Bittlingmayer, Uwe H./Scherr, Albert (Hrsg.): Handbuch Bildungs- und Erziehungssoziologie. Wiesbaden: VS Springer, S.125-135, hier S. 128.

13 Die 3. Stecknadel, nur online: Forschungssplitter: Widerständigkeit eines Münchener Lesbenpaars im NS-Lageralltag. Während des NS gelang es zwei Lesben aus München, die im KZ Moringen interniert waren, ein kleines Kämmerchen als Nachtquartier zu nutzen. Sie gehörten zu einer Gruppe inhaftierter Frauen - möglicherweise ausschließlich Kommunistinnen. Unter ihnen war die kommunistische Widerstandskämpferin und spätere Friedensaktivistin Hedwig Regnart (1908-2001). Hed Regnart erzählt Frauen aus der linken Nürnberger Courage-Gruppe in einer Dokumentation ihre Geschichte. In ihrem Bericht über die Situation im KZ Moringen, wo sie ab 1.3.1936 fast ein Jahr interniert war, erwähnt sie kurz das Lesbenpaar (ab 17:49min./ 21min). Quelle: Frauenverband Courage (1998): "Schwestern, vergeßt uns nicht...". Erarbeitet von Freundinnen und Freunden der Courage Gruppe Nürnberg" (BRD 1998, 34:06min).
In der Dokumentation erzählen die kommunistischen Widerstandskämpferinnen Hed Regnart und Hilde Gerber, späterer verheiratete Faul (1915-mind. 1995). Den Hinweis auf die Erzählung der Überlebenden Hedwig Regnart bekamen wir freundlicherweise von Dr. Henning Fischer (kollektivbiographische Studie zur Lagergemeinschaft Ravensbrück) im Rahmen unseres kleinen Forschungsprojekts zu Lotte Hahm (1890-1967).
Herzlicher Dank!
Weitere Informationen:
https://www.goettinger-tageblatt.de/Die-Region/Northeim/Bilder-von-frueheren-Moringer-KZ-Gefangenen-werden-ausgestellt.

14 Zu Sprüngli: https://lesbengeschichte.org/bio_rueling_d.html. Beiträge mit neuen Erkenntnissen zu Sprüngli/Rüling: Leidinger, Christiane: Theo-Anna Sprüngli (1880-1953), besser bekannt als "Anna Rüling". Online: https://www.lsbttiq-bw.de/2016/12/16/theo-anna-spruengli-1880-1953-besser-bekannt-als-anna-rueling-beruehmte-berliner-rednerin-kulturjournalistin-ulmer-schauspielleiterin-und-theaterdramaturgin/ Leidinger, Christiane: Zur Politik der Platzbenennung - Überlegungen für eine Geschichtspolitik und historische Erinnerungskultur als gegenhegemoniale Wissensbildung entlang von Intersektionalität(-sbewusstsein), Empowerment und Powersharing. In: Invertito. Jahrbuch für die Geschichte der Homosexualitäten, 17. Jahrgang 2015. Hamburg: Männerschwarm 2016, S. 9-47, hier insb. S. 24-28.

15 Im Original: "Lesbian desire is everywhere, even as it may be nowhere." Vicinus, Martha (1992): '"They Wonder to Which Sex I Belong': The Historical Roots o f the Modern Lesbian Identity". In: Feminist Studies 18/1992, S. 467-497, hier S. 468.

16 O.A.: 16. Deutscher Handwerks- und Gewerbekammertag, II. In: Berliner Volks-Zeitung, 30.7.1914, S. 2.



Forschungsprojekt von Lesbengeschichte.org


(Bonn/Berlin/Düsseldorf: 10-12/2018)


"Neue Spuren zu Leben und Wirken der Berliner Subkultur-Aktivistin* Lotte Hahm (1890-1967) und ihres persönlichen Umfelds"



Kurzzusammenfassung


Ausgangspunkt des historisch-biographischen Forschungsprojektes war der öffentliche Vorschlag, Lotte Hahm (1890-1967) als bedeutende Persönlichkeit im Berliner Stadtbild zu würdigen. Die gebürtige Dresdnerin* gehört zu den schillernsten Figuren der lesbisch-schwul-trans*-Subkultur der Weimarer Republik. Sie trug maßgeblich zur kollektiven Selbstorganisierung, Emanzipation und Antidiskriminierung insbesondere von Lesben und "Transvestiten" bei. Die Gedenktafel-Kommissionen der Bezirke benötigen historische Informationen, um sich mit unterschiedlichen Aspekten (insbesondere Verfolgung und/oder Täter*innenschaft) einer Biographie kritisch auseinandersetzen zu können. Vor diesem Hintergrund ging das Projekt neben der Recherche lebensgeschichtlicher Eckdaten zu Lotte Hahm (u.a. berufliche Tätigkeiten, persönliches Umfeld), gezielt Informationen von Zeitzeuginnen aus den 1980er Jahren sowie aus NS-Vernehmungsakten nach: zu einer etwaigen KZ-Internierung sowie Gefängnishaft und darüber hinaus zum Aufbau eines geheimen subkulturellen Ortes an der Ostsee. Für die Projektbearbeitung wurden im Kern einerseits subkulturelle Zeitschriften der 1920er Jahre ausgewertet und andererseits zahlreiche Archivanfragen gestellt sowie in staatlichen und freien Archiven Quellenbestände unterschiedlicher Provenienz in verschiedenen Teilen der Bundesrepublik und in Polen gesichtet und ausgewertet.

Abstract
Lotte Hahm (1890-1967, Dresden) was one of the leading figures in the development of a Berlin subculture by and for lesbians, so-called 'transvestites' and others who did not conform to societal norms of binary gender and heterosexuality in Weimar Germany. The project addresses neglected aspects of her life and work.

Projektziel
Das Forschungsprojekt zielt auf eine historisch-biographische Rekonstruktion. Dabei wird besonderer Wert auf eine intersektionale Betrachtung und kritische Analyse der Lebens- und Wirkungsgeschichte von Lotte Hahm sowie ihres persönlichen und beruflichen Umfelds gelegt.

Projektbeteiligte
Ingeborg Boxhammer, M.A., freischaffende Historikerin, Bonn
Christiane Leidinger, Politik- und Sozialwissenschaftlerin, Professur für Soziologie mit besonderem Schwerpunkt Geschlechtersoziologie, Hochschule Düsseldorf

Kooperationspartnerinnen
Prof. Dr. Gabriele Dennert, FH Dortmund, FB Angewandte Sozialwissenschaften Wissenschaftliche Projektleitung: LSBTI2-Wissensportal

Prof. Dr. Heike Radvan, BTU Cottbus-Senftenberg, Fakultät 4, FB Soziale Arbeit Wissenschaftliche Projektleitung: LSBT-Ausstellungsprojekte zu Brandenburg und zu Mecklenburg-Vorpommern

LOLA für Demokratie in Mecklenburg-Vorpommern e.V./Amadeu Antonio Stiftung, LSBT-Ausstellungsprojekte zu Brandenburg und zu Mecklenburg-Vorpommern

Förderung und Laufzeit
Berliner Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung: "Mikroprojekte zur Geschichte von LSBTI" (10-12/2018)
Das Projekt war angesiedelt am Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften der Hochschule Düsseldorf, Professur für Soziologie mit besonderem Schwerpunkt Geschlechtersoziologie (Christiane Leidinger).

Projektbezogene Veröffentlichungen


Postkarte für die Hahm-Veranstaltung


Boxhammer, Ingeborg/Leidinger, Christiane: Die Subkulturaktivistin* Lotte Hahm (1890-1967) – Leben, Wirken und Umfeld (Aufsatz in Arbeit).

Boxhammer, Ingeborg/Leidinger, Christiane: Szenegröße und Aktivistin Lotte Hahm 23.05.1890-17.08.1967.In: LOLA für Demokratie in Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg.): Wir* hier! Lesbisch, schwul und trans* zwischen Hiddensee und Ludwigslust. Ein Lesebuch. Berlin (i.E.).

Boxhammer, Ingeborg/Leidinger, Christiane: It-Girls der 20er Jahre. Lotte Hahm (1890-1967) und Käthe Fleischmann (1899-1967) betrieben Lesbenbars, initiierten Vereine und brachten Lesben und "Transvestiten" zusammen. In: L.Mag. Das Magazin für Lesben, März/April 2019, S. 44f. Online: https://www.l-mag.de/free_epaper/E-Paper%20L-MAG%2002-2019.pdf




#4genderstudies
Das Portal Lesbengeschichte.org zu den anhaltenden Angriffen gegen Geschlechterforscher*innen und Geschlechterforschung - Statement zum 18. Dezember 2017


Lesben* in Geschichte einschreiben und sichtbar machen

Frauen- und Geschlechterforschung, Gender Studies, feministische und queer-feministische Wissenschaft heißt für die Herausgeberinnen des mehrsprachigen Portals Lesbengeschichte.org zuallererst, Lesben in die Geschichte einzuschreiben und sichtbar zu machen:

- durch die Erarbeitung und Präsentation von Biografien lesbischer oder "lesbian-like" (Judith M. Bennett (1)) Subjekte;
- durch die Auseinandersetzung mit der individuellen wie kollektiven Geschichte der Pathologisierung, Diskriminierung, Gewalt und Verfolgung von Lesben* (2);
- durch die Beschäftigung mit der Geschichte von Emanzipation, Formen von Widerständigkeit, Protest, Solidarität und Widerstand von Lesben - individuell und kollektiv.
- durch die kritische Auseinandersetzung mit historischen Konstruktionen von Heterosexualität als herrschende Norm und in diesem Zusammenhang von Lesben als deren Abweichung

(Bewegungs-)Geschichte von Lesben* ist integraler Bestandteil der Staats- und Gesellschaftsgeschichte. Als solche muss sie rekonstruiert, sichtbar gemacht und vermittelt werden, um der Ent-Historisierung lesbischer Existenzen und Aktivitäten entgegenzuwirken(3). Dazu korrespondieren und kooperieren wir mit verschiedenen Einrichtungen und engagierten Einzelpersonen innerhalb und außerhalb der Institution Hochschule, mit Journalist*innen und Wissenschaftler*innen aus dem In- und Ausland. Das Lesbengeschichtsportal ist an der Schnittstelle von Wissenschaft und Politischer sowie kultureller Bildung angesiedelt und begreift sich als virtueller Ort des Wissenstransfers.

Kritik an Angriffen gegen Wissenschaftler*innen und für intersektionalen (Queer-)Feminismus

Wir kritisieren die medialen Angriffe gegen Geschlechterforschung/Gender Studies und die teils sogar gewaltförmigen Attacken gegen konkrete Wissenschaftler*innen vonseiten des bürgerlichen Feuilleton sowie durch rechtspopulistische und extrem rechte Stimmen. Wir verwahren uns auch gegen Versuche, verschiedene Strömungen und Ansätze von Geschlechterforschung medial gegeneinander auszuspielen, und solidarisieren uns mit betroffenen Kolleg*innen sowie mit (queer-)feministischen Aktivist*innen, die von Angriffen betroffen waren und sind.

Das Portal Lesbengeschichte.org steht für einen macht- und herrschaftskritischen (Queer-)Feminismus, der auch Mehrfachdiskriminierung und Intersektionen zentral in den Blick zu nehmen versucht. Das bedeutet konkret, zu kritisierende und abzulehnende Seiten in Biografien von Lesben* in der Geschichte sichtbar zu machen und die Lebensläufe zeitgeschichtlich kritisch zu verorten.

Ein Statement der weißen, offen lesbisch lebenden Autorin, Sozialdemokratin sowie Frauenrechtlerin und Aktivistin Johanna Elberskirchen (1864-1943) in der Zeitschrift "Frauenstimmrecht" (1913) lässt sich auch als früher intersektionaler Feminismus verstehen. Sie schrieb: "Der reine Feminismus ist nolens volens radikal. Notwendig schließt er (...) Mäßigung, Beschränkung, Halbheit aus. Feministisch sein heißt keineswegs un à tout prix ein Recht für eine kleine Anzahl Frauen auf Kosten der anderen Frauen ergattern zu wollen - feministisch sein, das heißt immer nur für Gesamt-Befreiung des gesamten weiblichen Geschlechts kämpfen."

Auch heute muss sich (queer-)feministische Theorie und Praxis gegen sämtliche Macht- und Herrschaftsverhältnisse, gegen Ableism, Antisemitismus, Heteronormativität, Heterosexismus, Klassismus, Rassismus, Sexismus sowie Trans*feindlichkeit wenden - und sich gegen rechtspopulistische und rechtsextreme Strömungen positionieren. Es gilt, gesellschaftliche Verhältnisse und aus ihnen erwachsene Diskriminierung und Gewalt kritisch wissenschaftlich zu analysieren, die Erkenntnisse zu diskutieren und in der Hochschullehre sowie in der Politischen und beruflichen Bildung zu vermitteln.

Antifeminismus ist historisch keineswegs neu

Antifeminismus ist kein neues Phänomen. Er ist so alt wie der Feminismus selbst.

Viele der auf dem Lesbengeschichtsportal porträtierten Frauen* mussten um 1900 gegen persönliche Angriffe von antifeministischen Männern und Frauen kämpfen und ihr Denken, Schreiben und Engagement gegen diese verteidigen. Sie intervenierten auch aktiv in die zeitgenössischen antifeministischen und misogynen Diskurse, die Frauen beispielsweise ein Recht auf Bildung absprachen. So griff Johanna Elberskirchen mit ihrem Text "Feminismus und Wissenschaft" in die Debatte aus einer frauenbewegten und wissenschaftlichen Perspektive ein und resümierte in aller Deutlichkeit:

"Ich hätte auch schreiben können, Feminismus und Schwachsinn, denn die Kritik, die im Namen der Wissenschaft am Feminismus verbrochen wird, hat oft mit Wissenschaft wenig zu tun."
Dieses Zitat aus ihrem seit 1903 mehrfach aufgelegten Text war eine Replik gegen die viel gelesene frauenverachtende Schrift "Über den physiologischen Schwachsinn des Weibes", die der Neurologe und Psychiater Paul Julius Möbius (1853-1907) im Jahr 1900 veröffentlicht hatte.

Das absichtsvolle Missverstehen feministischer Ausführungen und die Skurrilität und Absurdität antifeministischer Anwürfe brachte die heterosexuell lebende Feministin Hedwig Dohm (1831-1919) bereits vor 115 Jahren mit folgenden Worten ironisch auf den Punkt: "Bei solchen Auslassungen fasse ich immer an meinen Kopf und frage: Bin ich verru?ckt oder ..."
(Volltext "Die Antifeministen" von Hedwig Dohm 1902 open access: https://gutenberg.spiegel.de/buch/die-antifeministen-4774/1)

"Revolutionierung der Geister" – wider die Selbstverständlichkeiten und für emanzipatorische Gesellschaftsveränderungen

Anderenorts schrieb Dohm vor 100 Jahren (1917) mit kämpferischer Weitsicht:
"Glaube nicht, es muß so sein, weil es so ist und immer so war. Unmöglichkeiten sind Ausflüchte anemisch (sic) steriler Gehirne. Schaffen wir Möglichkeiten! Alle geistig-seelischen Schätze, die ungehoben in Menschenbrust ruhen, sie seien wachgerufen! Ein großes Wecken, eine Revolutionierung der Geister."
(Volltext "Der Mißbrauch des Todes" von Hedwig Dohm 1917 open access: https://gutenberg.spiegel.de/buch/der-missbrauch-des-todes-4769/1)

Selbstverständlichkeiten in Frage zu stellen - und dazu gehört zum Beispiel auch die kritische Auseinandersetzung mit Alltagsvorstellungen, wie etwa der von der Natur der Zweigeschlechtlichkeit - ist ein zentrales Grundprinzip wissenschaftlichen Arbeitens. Wissenschaft ist ein Ort möglicher Gesellschaftsveränderung; dies teilen wir in emanzipativer Absicht. Wir denken, schreiben und redigieren (Texte von anderen Autor*innen) aus einer macht- und herrschaftskritischen Perspektive und verknüpfen Archiv- und andere Recherchearbeit zur Rekonstruktion von Lesben*geschichte mit Analyse und Kritik.

Diese Stellungnahme ist Teil der bundesweiten konzertierten Aktion am 18. Dezember.

Ingeborg Boxhammer und Christiane Leidinger (Berlin/Bonn/Düsseldorf) im Dezember 2017


(1) Vgl. Bennett, Judith M.: "Lesbian-Like" and the Social History of Lesbianisms. In: Journal of the History of Sexuality 9/2000, S. 1-24.

(2) Die Schreibweise "Lesbe*" verweist auf eine Kritik an der Konstruktion von Zweigeschlechtlichkeit und dem Denken in Geschlechter-Binaritäten: Lesben können und konnten sich auch historisch beispielweise als Trans* oder Inter* verstehen.

(3) Vgl. ausführlich: Leidinger, Christiane/Boxhammer, Ingeborg: "Lesbian like" Geschichte - Vom Wettstreit richtiger Bezeichnungen, Verdächtigungen, Lesbensex und einer Vermisstenanzeige. In: AutorInnenkollektiv Loukanikos (Hrsg.): History is unwritten. Linke Geschichtspolitik und kritische Wissenschaft. Münster: edition assemblage 2015, S. 144-159.

Statement als pdf: pdf






Günter Grau und Kirsten Plötz haben im Auftrag des Landes Rheinland-Pfalz geforscht und ihre Studien nun veröffentlicht.

Der Forschungsbericht zur Aufarbeitung der strafrechtlichen Verfolgung und Rehabilitation homosexueller Menschen (in Kurz- und Langfassung)ist hier frei zugänglich: https://mffjiv.rlp.de/de/themen/vielfalt/rheinland-pfalz-unterm-regenbogen/neu-rheinland-pfalz-unterm-regenbogen/materialienmedien/.



_Offener Brief an die Redaktion von invertito, Jahrbuch für die Geschichte der Homosexualitäten sowie an den publizierenden Verlag Männerschwarm (27.10.2013) und Antworten des Verlags (7.11.2013) und von der Redaktion (6.11.2014).

Die Antwort des Verlags und die der Redaktion sowie die des Autors wird veröffentlicht in: Invertito. Jahrbuch für die Geschichte der Homosexualitäten, 16. Jg. 2014 (erscheint Hamburg: Männerschwarm 2015).


Offener Brief als pdf: pdf

Per E-Mail an:
Redaktion invertito
cc Männerschwarm Verlag

Offener Leser_innenbrief 27.10.2013
betr. Beitrag: Jan-André Jodjohn: Die Gemeinschaft der Eigenen und die Männer- und Frauenemanzipation. Zu Ideen und Motiven einer Zusammenarbeit zwischen Männerbund und Frauenbewegung, In: Invertito. Jahrbuch für die Geschichte der Homosexualitäten. 14. Jahrgang 2012, Hamburg: Männerschwarm, S. 64-101, hier S. 71f., insb. Fußnote 24. ISBN: 978-3-86300-137-7

Liebe Redakteur_innen von invertito,

mit politischer Verärgerung haben wir folgende Passage im Beitrag von Jan-André Jodjohn zur Kenntnis genommen:
„Sie (die Gemeinschaft der Eigenen – G.D.E.) betätigt sich als Vorkämpferin für intime Beziehungen zwischen selbstbestimmten, maskulin konstituierten, möglichst kulturell gebildeten und nicht zuletzt ästhetisch schönen Männern und insbesondere zwischen Männern und pubertierenden Jungen.“ FN 24

FN 24 „(...) Zu den pubertierenden Jungen: Es ist allein schon deshalb nicht verwunderlich, dass diese im Fokus der G.D.E. standen, da die Pubertät auch als Phase der Bisexualität angesehen werden kann. Die G.D.E. kann man daher zu Recht auch als Organisation von Ephebophilen (= Jünglingsliebhabern) bzw. Päderasten oder nach heutigem Sprachgebrauch als Zusammenschluss von Boylovern bezeichnen. Auch wenn die begehrten Jugendlichen (im Falle der G.D.E. mindestens pubertierende Jungen) längst eigenständig entscheiden können, ist das Thema weiterhin nicht unproblematisch und unumstritten (sic) – die Mehrheitsgesellschaft lehnt es trotz aller anderslautenden Erkenntnisse für unter 15/16-Jährige in der Regel ab, zwischen freiwilligen und unfreiwilligen Liebes- und Sexualkontakten zu differenzieren – und hätte daher eine eigene Abhandlung verdient.“

Mit den hier vorgenommenen Behauptungen von Selbstbestimmung und Entscheidungsfähigkeit sowie von „intimen Beziehungen“ zwischen männlichen Kindern bzw. männlichen Jugendlichen und erwachsenen Männern werden Machtverhältnisse und/oder Erfahrungsgefälle zwischen Menschen ungleichen Alters ausgeblendet. Die potentielle Gewaltförmigkeit und das Ausbeutungsverhältnis in derartigen sexuellen Kontakten werden verschleiert.

Vielleicht lässt sich darüber streiten, ob unter dem Aspekt der Meinungsfreiheit ein Beitrag mit einer solch unkritischen Behauptung in eine Zeitschrift oder ein Jahrbuch für die Geschichte der Homosexualitäten gehört. Es war eine Entscheidung der Redaktion, eine solche mit etlichen unbewiesenen Behauptungen versehene Passage, mit der gerade auch schwule Männer mit sexualisierten Gewalterfahrungen durch erwachsene Männer in Kindheit und Jugend ein weiteres Mal alleine gelassen und ihre Erfahrungen marginalisiert werden, unkommentiert zu veröffentlichen. Des Weiteren handelt es sich um eine redaktionelle Entscheidung, den Autor nicht dazu aufzufordern, wissenschaftliche valide Belege für die behaupteten „anderslautenden Erkenntnisse“ anzuführen.

Wir lehnen als Autor_innen und/oder auch im Anti-Gewaltbereich Tätige diese Art der verharmlosenden Darstellung und die dort geäußerten Behauptungen ab!

Wir fordern die Redaktion und den Autor zu schriftlichen Stellungnahmen auf, die ebenso wie dieser Brief in der nächsten Ausgabe von invertito abgedruckt werden.

Insbesondere möchten wir wissenschaftlich valide Belege für die hier vorgebrachten Behauptungen.

Als kritische Literatur zum Thema verweisen wir z.B. auf die folgenden Texte und möchten insbesondere auf die Publikation der Schwulengruppe S.A.M.T aus dem Jahr 1996 hinweisen:

- Egle, U.T., Hoffmann, S.O., Joraschky, P. (2005). Sexueller Missbrauch, Misshandlung, Vernachlässigung. Schattauer. Stuttgart.
- Fischer, G., Riedesser, P. (2009). Lehrbuch der Psychotraumatologie. Reinhardt. München, Basel.
- Hoch-Espada, A., Ryan, E., Deblinger, E. (2006). Child Sexual Abuse. In: Fisher, J., O’Donohue, W. (eds). Practioner’s Guide to Evidence-Based Psychotherapy. Springer. USA. 177-188.
- S.A.M.T. – radikale Schwulengruppe (1996): Pädophilie. Sexualisierte Gewalt gegen Kinder. Eine Broschüre mit dem Schwerpunkt sexualisierte Gewalt gegen Jungen. Bremen.

Mit freundlichen Grüßen

Ingeborg Boxhammer, M.A., Autorin und Redakteurin Portal lesbengeschichte.de, Bonn
Dr. Gabriele Dennert, Ärztin/Gesundheitswissenschaftlerin und Autorin, Berlin/Dortmund
Dr. Christiane Leidinger, Politikwissenschaftlerin und Autorin, Berlin
Stefanie Soine, Dipl.-Soziologin, Autorin und Beraterin im Anti-Gewaltbereich, Berlin
Dr. Gisela Wolf, Psychologische Psychotherapeutin und Autorin, Berlin

Kontakt: info(at)lesbengeschichte.de

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_Öffentliche Antwort des Männerschwarm Verlags auf den o.g. offenen Brief

Liebe kritische Leserinnen,

auch wenn im Fall von Invertito der Fachverband Homosexualität und Geschichte als Herausgeber für den Inhalt der Beiträge zuständig ist, fühlen auch wir als Verlag und für die bei uns veröffentlichten Bücher verantwortlich.

Ihr schreibt: "Mit den hier vorgenommenen Behauptungen von Selbstbestimmung und Entscheidungsfähigkeit sowie von "intimen Beziehungen" zwischen männlichen Kindern bzw. männlichen Jugendlichen und erwachsenen Männern werden Machtverhältnisse und/oder Erfahrungsgefälle zwischen Menschen ungleichen Alters ausgeblendet."

Wenn ich euren Brief richtig verstehe, ist es nicht Jojohns Untersuchung als solche, an der ihr Anstoß nehmt, sondern eine Fußnote, in der intergenerationelle Intimbeziehungen als "nicht unproblematisch" bezeichnet werden:

"Auch wenn die begehrten Jugendlichen (im Falle der G.D.E. mindestens pubertierende Jungen) längst eigenständig entscheiden können, ist das Thema weiterhin nicht unproblematisch und unumstritten (sic) – die Mehrheitsgesellschaft lehnt es trotz aller anderslautenden Erkenntnisse für unter 15/16-Jährige in der Regel ab, zwischen freiwilligen und unfreiwilligen Liebes- und Sexualkontakten zu differenzieren – und hätte daher eine eigene Abhandlung verdient."

Jodjohn schreibt nicht über "Kinder bzw. männliche Jugendliche", wie ihr behauptet, sondern über pubertierende männliche Jugendliche. Leider sind Befragungen von Jugendlichen, die an intergenerationellen Liebesbeziehungen beteiligt sind, derzeit aus forschungsethischen Gründen untersagt, sodass aus wissenschaftlicher Sicht keine Aussagen zur Möglichkeit einvernehmlicher Handlungen getroffen werden können. Ich kann den Text der Fußnote nur so verstehen, dass Jodjohn explizit einräumt, dass die Frage der eigenständigen Entscheidung Jugendlicher "umstritten" sei; er wünscht sich die gleiche Unvoreingenommenheit von der Mehrheitsgesellschaft.

Wir sehen im Sinne von Artikel 5 des Grundgesetzes unsere Aufgabe als Verlag darin, Denkverboten jeder Art entgegenzutreten. Wer gegen Heuchelei und Missbrauch antritt, sollte mit eigenen Vorurteilen und Denkverboten selbstkritisch umgehen. Eine offene Frage als offene Frage zu bezeichnen ist die einer akademischen Abhandlung angemessene Herangehensweise.

Ich würde mich freuen, wenn es mir gelungen sein sollte, eure Einwände gegen Jodjohns Artikel zu entkräften. Man kann m.E. die Rede vom "pädagogischen Eros" und die Praxis einiger Homosexuellenzirkel der vorigen Jahrhundertwende durchaus als heuchlerisch uns selbstsüchtig bezeichnen (wie in unserem Verlag z.B. Marita Keilson-Lauritz in ihrem Sammelband "Kentaurenliebe"), ohne die heutige wissenschaftliche Auseinandersetzung mit diesem Thema mit der dicken Keule des Missbrauchsverdachts zu bedrohen.

Viele Grüße
Joachim Bartholomae


Männerschwarm Verlag
D – 20099 Hamburg -- Lange Reihe 102
Telefon: 040 430 26 50
www.maennerschwarm.de

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_Stellungnahme der Invertito-Redaktion zum offenen Brief von Frauen aus dem Umfeld von Lesbengeschichte.de zum Artikel von J. Jodjohn in Invertito 14

Liebe Leserinnen,

auch wir halten die beiden kritisierten Formulierungen im letzten Satz der Fußnote für problematisch bzw. falsch. Allerdings war es keine bewusste Entscheidung der Redaktion, diesen Satz mit diesen Aussagen derart oder unkommentiert zu publizieren, wie uns vorgeworfen wird. Sondern wir haben die Aussage des Satzes, der durch eine Überarbeitung des ursprünglich eingereichten Beitrages in den Text gekommen ist, übersehen.
Dies ist ein unakzeptables Versäumnis, da wir ja bemüht sind, die Beiträge kritisch zu begleiten. Dies hätte für diesen Satz in der Tat geheißen, ihn ersatzlos zu streichen, da er ja für den Textzusammenhang irrelevant ist, oder die getroffenen Behauptungen ("längst eigenständig entscheiden können", "trotz aller anderslautenden Erkenntnisse") zumindest zu relativieren und zu belegen. Wir bedauern, dass wir dies nicht getan haben. Auch wir möchten Menschen mit Erfahrungen sexualisierter Gewalt nicht alleine lassen, wie uns unterstellt wird.

Wir möchten folgenden Absatz in das Editorial von Invertito 16 schreiben:

"Frauen aus dem Umfeld von Lesbengeschichte.de haben mit Recht Formulierungen zur Darstellung von pädophilem Begehren bzw. sexualisierter Gewalt in einer Fußnote in einem Artikel in Invertito 14 kritisiert. Der offene Brief, die Antworten des Verlages und der Redaktion finden sich auf:
https://www.lesbengeschichte.org/aktuelles_d.html"

Wir hoffen, dass ihr mit diesem Vorgehen einverstanden seid.

Die Redaktion von Invertito




2. Informationen zu den Autorinnen und Übersetzerinnen


Ältere Informationen siehe unter Archiv



Abschied von Elena Terson de Paleville (1940-2023)


Elena

Uns erreichte die traurige Nachricht, dass eine unserer Übersetzer*innen – Elena Terson de Paleville – vor wenigen Tagen verstorben ist.
Elena wuchs in Argentinien auf, zog für zwei Jahre nach Australien und kam Mitte der 1970er Jahre nach Deutschland. In Bonn studierte sie Soziologie, Politologie und Kommunikationsforschung. Nach verschiedenen Aufenthalten in Südeuropa verschlug es sie schließlich endgültig ins Rheinland.
Einen wunderbaren Einblick in die Geschichte ihres bewegten Lebens gab sie in dem Buch "Lebenswege lesbischer Frauen. Zehn biographische Portraits"*, das Ulrike Hänsch 2002 herausgegeben hat.

Elena freute sich über die Idee eines Portals zur Geschichte von Lesben und war schnell bereit, dafür Texte ins Spanische zu übersetzen. Schon vor einigen Jahren übergab sie, historisch interessiert und umsichtig, wie sie war, ihre lesbenpolitische Sammlung an einschlägige Archive, damit die Unterlagen langfristig auch anderen als Quellen zur Verfügung stehen.
Elena war nicht nur eine begnadete Köchin, sondern auch eine begeisterte und humorvolle Erzählerin. Außerdem fotografierte sie gern. Dass es ihr endlich möglich war, im November 2017 ihre langjährige Lebensgefährtin Hedwig zu heiraten, erfüllte sie mit ganz besonderer Freude.

Gemeinsam mit ihrer Partnerin und ihren Freund*innen denken wir an sie – und werden sie nicht vergessen.

Elena wird uns fehlen.

Ingeborg Boxhammer und Christiane Leidinger
Bonn, Berlin/Düsseldorf im November 2023

* Hänsch, Ulrike (Hrsg.): Lebenswege lesbischer Frauen. Zehn biographische Portraits. Düsseldorf: Ministerium für Frauen, Jugend, Familie und Gesundheit des Landes Nordrhein-Westfalen 2002, S. 120-137.




Open access-Volltexte zu weiblicher und männlicher Homosexualität – Zusammengestellt von Erwin In het Panhuis



Durch die Digitalisierung von alten und damit urheberrechtsfreien Büchern und Zeitschriften sind, von der lesbischen und schwulen Geschichtswissenschaft weitgehend unbeachtet, auch unzählige neue lesbische Quellen zur schwulen Geschichte zugänglich geworden. In einer neuen und kostenlosen Online-Bibliographie sind nun rund 4.200 Buch- und Zeitschriftenbeiträge über männliche und weibliche Homosexualität unter https://www.erwin-in-het-panhuis.de/online-bibliographie-zur-homosexualit%C3%A4t/ zusammengeführt.

Die Verlinkungen führen mit einem Klick zu den Scans der jeweiligen Originale. Die so verlinkten Beiträge enthalten viele bekannte und unbekannte schwul-lesbische Geschichten. So findet man hier nicht nur die homopolitischen Emanzipationsschriften von Karl Heinrich Ulrichs ab 1864 und von Johanna Elberskirchen im Volltext, sondern auch einen Steckbrief der Stadt Frankfurt, die Ulrichs 1863 wegen widernatürlicher Unzucht zur Fahndung ausschrieb. Was sagte August Bebel im Reichstag 1898 zur Homosexualität und wie wurde lesbisches Leben vor mehr als 100 Jahren beschrieben? Die entsprechenden Dokumente sind nun als Scans des jeweiligen Originals kostenlos abrufbar.




Anforschungsbericht


Ingeborg Boxhammer: Anforschungsergebnisse zur (straf)rechtlichen Verfolgung lesbischer, bisexueller und/oder trans* Frauen nach 1945


Dieser Anforschungsbericht vom März 2014 entstand m Auftrag der ARCUS-Stiftung für das Referat "Politik für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle, Transgender und Intersexuelle (LSBTTI)" im Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes NRW (MGEPA). Langfristig geplant ist, den Bericht in einen Aufsatz umzuarbeiten.

Hier steht die Rohfassung zum Download bereit. Anforschungsbericht





CHICAGO, August 2014


Ingeborg Boxhammer: "Lesbian-like" Women in Germany in the late 1800s to WWII – for example the Suffragists Margarete Herz (1872-1947) and Helene Wolff (1871-1917)


Hier geht's
zum Video

Lecture at the Center on Halsted in Chicago, August 28, 2014
Video by Tracy Baim, Windy City Times




Ingeborg Boxhammer hat im August 2014 ihre Forschung zum frauen- und reformbewegten Dentistinnenpaar Margarete Herz (1872-1947) und Helene Wolff (1871-1917) in Chicago vorgestellt. Der Vortrag im Center on Halsted am 28. August 2014 wurde mitgeschnitten und ist nun – in Englisch – online verfügbar (46 min).

During the German Empire the dentists Margarete Herz and Helene Wolff were founding members of the local Women's Suffrage Association in Bonn in 1909, in which they were active together with the publicist and fighter for women's suffrage Johanna Elberskirchen (1864-1943).
The lifestyles of the newly discovered women's couple aimed at economic and achieving personal independence, on democratic right to vote for all people and healthy lifestyles. After Helene's death in 1917, Margarete Herz opened a vegetarian restaurant in the East of Germany. In 1938, she was forced to flee Germany because she was of Jewish decent, and lost all her belongings to the Nazi Regime. She made her first home in Chicago, on Paulina Street above the Herz General Store with her relatives.
With the help of American relatives, Ingeborg's lecture includes information and photos of these early suffragettes in Germany.




3. Neue Bücher – Ältere Informationen siehe unter Archiv




Erschienen


Jens Dobler: You have never seen a dancer like VooDoo. Das unglaubliche Leben des Willi Pape



Verlag für Berlin-Brandenburg, Berlin 2022, ISBN: 978-3-96982-046-9, 160 Seiten, 25,00 EUR

Willy Pape (1891-1940) war unter seinem Künstlernamen Voo Doo das Tanzphänomen der Varietébühnen der 1920er-Jahre in Berlin, Zürich, Paris und Wien. Mann oder Frau – Das war immer die Frage. Klassischer Damendarsteller oder frühes Beispiel von Trans\*, queer oder non-binär – Voo Doo war immer mehr Bühne als Boulevard, mehr Spitzenartist als Sternchen, mehr fleißiger Arbeiter als Salonheld. Schließlich eröffnete er einen Club, zu dessen Gästen auch Klaus Mann zählte. Den Nationalsozialisten mit einem blauen Auge entkommen, verschwand Pape in der Versenkung, war aber nie ganz vergessen.

Jens Dobler erzählt das unglaubliche Leben von Willy Pape alias Voo Doo und unternimmt damit zugleich einen Streifzug durch die große Zeit der europäischen Varietékultur.

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Erschienen


Raimund Wolfert: Charlotte Charlaque – Transfrau, Laienschauspielerin, "Königin der Brooklyn Heights Promenade"



Hentrich & Hentrich Berlin Leipzig 2021, ISBN: 978-3-95565-475-7, 126 Seiten, 16,90 EUR

Der Lebensweg der Deutsch-Amerikanerin Charlotte Charlaque (1892–1963) führt gleich mehrmals über den Atlantik – von Mährisch Schönberg über Berlin, San Francisco und Prag nach New York. Als Jüdin verließ Charlaque 1934 das nationalsozialistische Deutschland. Acht Jahre später gelang ihr der lebensrettende „Sprung“ in die USA. In New York wurde sie als ungekrönte Königin der Uferpromenade von Brooklyn Heights eine schillernde Berühmtheit. Sie nannte sich jetzt gern Charlotte von Curtius. Was aber nicht einmal ihre engsten Freunde wussten: Ihr neuer Nachname war eine Anspielung auf ihren alten Geburtsnamen. Denn als Charlotte Charlaque geboren wurde, gingen ihre Eltern davon aus, dass sie ein Junge sei, und gaben ihr den Namen Curt …

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Erschienen


Boxhammer, Ingeborg / Leidinger, Christiane: Offensiv - strategisch - (frauen)emanzipiert: Spuren der Berliner Subkulturaktivistin* Lotte Hahm (1890-1967), in: GENDER - Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, 1 (2021), S. 91-108.



"Der Beitrag präsentiert kritisch-hermeneutische Rekonstruktionsergebnisse vor allem zu Handlungsmöglichkeiten und -strategien einer bekannten Berliner Subkulturaktivistin*: Lotte Hahm verknüpfte ihre ökonomische Selbstständigkeit mit kollektiver Selbstorganisierung (offene Klubstrukturen), gastronomischen Einrichtungen (Barbetrieb, Tanz, Kulturprogramm) mit dem Angebot von Beratung und politischer Bildung (Artikel, Vorträge, Bibliothek) sowie mit politischen Zielen wie Politisierung, Antidiskriminierung und (über)regionaler sowie transnationaler Vernetzung von Lesben und (homosexuellen) „Transvestiten“. Die Lokalnutzung baute sie zu exklusiv räumlicher Vergemeinschaftung sowie städtischer Verortung und Verankerung aus. Dabei entwickelte sie neben eigener politischer Programmatik eine offensive subkulturelle Werbestrategie, mit der sie sich als offene Lesbe und Weiblichkeitsnormen verweigernde Frau selbstermächtigend ins Bild rückte." (Abstract)

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Erschienen


Dresden que(e)r durch das Jahrhundert – Geschichte und Geschichten von 1900–2020
Hrsg. von Karin Franke, Andrea Siegert und *sowieso* Kultur Beratung Bildung Frauen für Frauen e. V., Dresden 2020



darin u. a. der Beitrag: Ingeborg Boxhammer und Christiane Leidinger: "...werde ich dafür sorgen, daß sich alle Freundinnen wohlfühlen" - die gebürtige Dresdnerin und Subkulturaktivistin Lotte Hahm (1890-1967), S. 55-60.

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Erschienen


Jens Dobler: Polizei und Homosexuelle in der Weimarer Republik. Zur Konstruktion des Sündenbabels



Berlin Metropol Verlag, Reihe ZeitgeschichteN, Band 22, 2020, ISBN: 978-3-86331-519-1, 220 Seiten, 19,00 EUR

Binnen weniger Monate konnten die Nationalsozialisten 1933 nahezu die gesamte ehemals blühende Homosexuellenkultur in allen deutschen Großstädten zerschlagen. Nach der Verschärfung des Paragrafen 175 war der massenhaften Verfolgung homosexueller Männer der Weg bereitet. Die Grundlagen für die juristische Ausgrenzung hatten bereits die staatlichen Organe der Weimarer Republik gelegt. Für die Schwulen waren die Zwanzigerjahre keineswegs golden, sondern von einem ständigen Kampf um Emanzipation und Anerkennung geprägt. Die Nazis, die nie einen Hehl aus ihrer Ablehnung der Homosexuellen machten, trieben die Verfolgung voran. Sie konnten auf Personal in den Behörden zurückgreifen, das sie bereitwillig unterstützte – trotz aller herausragenden Ausnahmen, die es auch gab.

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Erscheint März 2020


Texte von Johanna Elberskirchen zum ersten Mal in Spanisch:

Una selección de textos de Johanna Elberskirchen:
Anarquía Sexual, Feminismo y Homosexualidad, Verlag Planeta (Chile), Reihe: Paidós, ISBN: 978-956-9987-33-5 | Código: 10258594, 150 Seiten, Preis (noch offen), auch als E-Book.



In Chile wurden nun zum ersten Mal ausgewählte Texte von Johanna Elberskirchen in Spanisch übersetzt!



"La búsqueda de la emancipación de mujeres y homosexuales y el cuestionamiento de la posición del hombre en la sociedad, a través del ojo crítico de Johanna Elberkirchen, traducida por primera vez al español.

“Durante demasiado tiempo ha tolerado la mujer silenciosamente al cómplice de las prostitutas y ha permitido arruinarse físicamente a sí misma y a sus hijos por el hombre; ha permitido manchar su cuerpo, y destruir su alma. Hace ya demasiado tiempo que la mujer ha callado ante este escándalo, esta atrocidad, esta aterradora y repugnante inmundicia, ante la terrible, espantosa difamación contra la mujer, contra la humanidad; ante la ridícula, miserable, indignante, conmovedora y atroz farsa de su moral y su moralidad. Es hora de hablar, ¡no!, de gritar, para que se escuche, que resuene en sus oídos, en los oídos de los fuertes, los superiores, los morales. Que por lo menos ocurra eso, ese es el único propósito de mi escrito”.

Por primera vez en lengua castellana, y traducida desde Chile, la obra de Johanna Elberskirchen refleja la rebeldía e inconformidad de una de las primeras y más importantes feministas del primer movimiento homosexual en Alemania.

Contra todo binarismo opresor, Elberskirchen escribe conjugando sus conocimientos en medicina, derecho y política, para construir textos insumisos y potentes, que, tristemente, a pesar del paso del tiempo, siguen siendo contemporáneos en su búsqueda de la emancipación de mujeres y homosexuales." (Verlagsankündigung)

Buchcover Buchcover




Erschienen


WIR* HIER!
Lesbisch, schwul und trans* zwischen Hiddensee und Ludwigslust



Ein Lesebuch zu Geschichte, Gegenwart und Region. Berlin: Amadeu Antonio Stiftung/LOLA fu¨r Demokratie in Mecklenburg-Vorpommern. 112 Seiten. ISBN: 978-3-940878-50-2

Herausgegeben von Stella Hindemith, Christiane Leidinger, Heike Radvan und Julia Roßhart für den Verein Lola für Demokratie in MV e. V., Berlin 2019

Publikation kostenlos bestellbar über die Amadeu Antonio Stiftung https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/publikationen/ Kostenloser Download des Buches: https://www.un-sichtbar-mv.de/publikationen-im-projekt-un_sichtbar/wir-hier/

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Erschienen


Ingeborg Boxhammer: 'Herrin ihrer selbst': Zahnkunst, Wahlrecht und Vegetarismus – Margarete Herz und ihr Freundinnen-Netzwerk


354 Seiten, Klappenbroschur, 24,90 EUR, ISBN: 978-3-95565-339-2, Berlin Leipzig: Hentrich & Hentrich 2019

Inhaltsverzeichnis zum Download Vorschau



Buchcover

Stimmen zum Buch

"Ingeborg Boxhammer ist es gelungen, in ihrer akribischen Recherche über Margarete Herz, eine jüdische Frau im Deutschen Kaiserreich, die radikale Stimmrechtlerin und Dentistin war, mit einer Frau zusammenlebte sowie ein großes Netz von Frauenfreundschaften unterhielt, ein ungewöhnliches und facettenreiches Porträt zu zeichnen."
Ulla Wischermann: Ingeborg Boxhammer: »Herrin ihrer selbst«: Zahnkunst, Wahlrecht und Vegetarismus. Margarete Herz und ihr Freundinnen-Netzwerk, in: Feministische Studien 2 (2020), S. 382-384, https://www.degruyter.com/view/journals/fs/38/2/article-p382.xml

„Auf die Geschichte des Ruhrgebiets wirft die zunächst ungewöhnliche Biografie ganz neue Perspektiven: Zeigt sie doch, dass das rheinisch-westfälische Industrierevier auch auf alleinstehende junge bürgerliche Frauen eine Anziehungskraft ausübte, die hier ein selbstbestimmtes, eigenverantwortliches Leben in Bezug auf andere Frauen leben wollten.“
Forum Geschichtskultur Ruhr, 10. Jg., Heft 1 (2020)

"Ingeborg Boxhammer hat ein dichtes Buch über Frauen geschrieben, die unglaublich mobil waren, immer wieder Neues ausprobierten, frauenbezogen arbeiteten, lebten und liebten. (...) Das Buch zeichnet sich durch eine annähernde, geradezu tastende Schreibweise aus. Es ist dialogisch angelegt und lässt die Leser_innen mitüberlegen, wenn keine Fakten zur historischen Rekonstruktion mehr zur Verfügung stehen."
Uta C. Schmidt: Lesbian-Like als Kategorie der Frauengeschichte. Ingeborg Boxhammers Buch „Herrin ihrer selbst“, in: blog interdisziplinäre geschlechterforschung, 03.03.2020, www.gender-blog.de/beitrag/boxhammer_herrin_ihrer_selbst/, DOI: https://doi.org/10.17185/gender/20200303

"Nach ihrer [Boxhammers] Doppelbiografie über das lesbische Tänzerinnen-Paar Marta Halusa und Margot Liu ist ihr nun mit 'Herrin ihrer selbst' ein Kabinettstück feministischer Biografiearbeit gelungen. Damit demonstriert sie wieder eindrücklich die Bedeutung und Notwendigkeit von Her-Story als Korrektiv 'klassischer' Geschichtsschreibung. Lesenswert, nicht nur für Historikerinnen!"
Marie Paulin Helgert, L-MAG - Das Magazin für Lesben, November-Dezember 2019




Erschienen - unter Beteiligung von Autorinnen des Lesbengeschichtsportals


Feministische Erinnerungskulturen
100 Jahre Frauenstimmrecht – 50 Jahre Autonome Frauenbewegung



CGC online papers 3/2019

Herausgegeben für Cornelia Goethe Centrum (CGC) von Marianne Schmidbaur und Ulla Wischermann. Frankfurt/Main 2019, 86 Seiten. ISSN 2567-2487.

Kostenloser Download: https://www.cgc.uni-frankfurt.de/forschung/cgc-online-papers/

Buchcover



Erschienen


LSBTI-Geschichte entdecken!
Leitfaden für Archive und Bibliotheken zur Geschichte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans- und intergeschlechtlichen Menschen



Wege zur Identifizierung und Nutzung von relevanten Quellenbeständen Ende des 19. Jahrhunderts bis Anfang der 1970er Jahre.

Erstellt von Christiane Leidinger im Auftrag der Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung Berlin, Landesstelle für Gleichbehandlung - gegen Diskriminierung (LADS), Fachbereich für die Belange von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans- und intergeschlechtlichen Menschen (LSBTI), Berlin 2017, ISBN: 978-3-9816391-9-3, 62 Seiten

Publikation kostenlos bestellbar:
https://www.berlin.de/sen/lads/schwerpunkte/lsbti/materialien/schriftenreihe/

Pdf zum Download: Vorschau (6 MB).


Buchcover



Erschienen - unter Beteiligung von Autorinnen des Lesbengeschichtsportals


Zwischen Verfolgung und Selbstbehauptung.
Schwul-lesbische Lebenswelten an Ruhr und Emscher im 20. Jahrhundert. Hrsg. von Frank Ahland


274 Seiten, broschiert, 16,99 EUR, ISBN: 978-3-86408-212-2, Berlin: Vergangenheitsverlag 2016 (Zeit und Geschichte)



Buchcover



Erschienen


Christiane Leidinger: Zur Theorie politischer Aktionen. Eine Einführung.


ca. 128 Seiten, ca. 12,80 Euro, ISBN 978-3-942885-96-6 | WG 973, Münster: edition assemblage
Neuerscheinung Oktober 2015

Mehr Informationen im Flyer als pdf zum download Vorschau (618 KB).



Zur Theorie politischer Aktion



Erschienen


Lesbische Existenz 1945-1969.

Aspekte der Erforschung gesellschaftlicher Ausgrenzung und Diskriminierung lesbischer Frauen mit Schwerpunkt auf Lebenssituationen, Diskriminierungs- und Emanzipationserfahrungen in der frühen Bundesrepublik.


Expertise von Dr. Christiane Leidinger im Auftrag der Landesstelle für Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung (LADS) bei der Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen, Berlin. Schriftenreihe des Fachbereichs LSBTI Nr. 34.
(ab November 2015 als Broschüre bei der LADS bestellbar: E-Mail: broschuerenstelle@senaif.berlin.de)

pdf zum download Vorschau (3,4 MB).

Pressemitteilung
der Senatsverwaltung für Arbeit Integration und Frauen (Berlin)

https://www.berlin.de/sen/aif/ueber-uns/presse/2015/pressemitteilung.416807.php

Pressemitteilung als pdf zum Download Vorschau (86 kb).



Expertise



Erschienen:


Ingeborg Boxhammer: Marta Halusa und Margot Liu. Die lebenslange Liebe zweier Tänzerinnen


92 Seiten, 9,90 Euro, ISBN 978-3955651169, Berlin: Hentrich & Hentrich (Jüdische Miniaturen Bd. 175)
Juli 2015

Die Tänzerinnen Marta Halusa (1910-1999) und Margot Holzmann (1912-1993) werden in Berlin von den Nazis verfolgt: Margot Holzmann vor allem wegen ihrer jüdischen Herkunft, beide Frauen wegen Prostitution und "lesbischer Betätigung". Die erhoffte Sicherheit über die Eheschließung mit dem Chinesen Chi-Lan Liu erfüllt sich für Holzmann kaum. Margot Liu und Marta Halusa werden über Jahre immer wieder denunziert und festgenommen. Mit viel Glück überlebt das Paar den Nationalsozialismus. Das Porträt folgt der bewegenden Lebensgeschichte der beiden Frauen: von ihrem Kennenlernen im Hamburger Varieté und ihren Jahren in Berlin bis zu ihrer Emigration nach England und ihrem langen Kampf mit den bundesdeutschen Behörden um sogenannte Entschädigungsleistungen.


Marta Halusa und Margot Liu

Stimmen zum Buch

"Dieses kleine Büchlein ist eine gelungene Würdigung von Marta Halusa und Margot Liu und ein wichtiger Beitrag zum Schicksal lesbischer Frauen im Nationalsozialismus, das über viele Jahre nicht thematisiert wurde." Dieter Schmidmaier, Fachbuchjournal 4/2020. Online: https://www.fachbuchjournal.de/juedische-miniaturen/

"Der knappe Band bietet einen gut zugänglichen Einstieg in die Thematik, da über die Biografien der beiden Frauen Einblick in die Verfolgungsmechanismen des NS-Systems und die Hindernisse auf dem Weg zu Entschädigung nach 1945 vermittelt wird. Die in diesem Fall erfolgreiche Spurensuche der Autorin steht für viele weitere Biografien lesbischer Frauen, über die es oft keine Dokumente gibt. Eine Empfehlung."
Elisa Heinrich, Weiberdiwan - Die feministische Rezensionszeitschrift, Sommer 2016

"Trotz quellenbedingter Einschränkungen liefert Boxhammer mit dieser Studie einen wichtigen Beitrag über die Lebensläufe zweier Frauen, die auf unterschiedliche Weise in der NS-Zeit verfolgt wurden und deren Diskriminierung 1945 nicht endete."
Claudia Schoppmann, Zeitschrift für Geschichtswissenschaft Heft 4/2016

"Akribisch zeichnet Boxhammer die verschiedenen Aspekte auf, wegen derer die beiden Frauen immer wieder verfolgt wurden. Dass dies die Forschung schwierig macht, wird auch an diesem Porträt deutlich. So zeigt Boxhammer auch die Verfolgung der beiden Frauen als Prostituierte, als Jüdin und als lesbische Frauen auf, es sind fließende Übergänge. Ebenso schildert sie deren Tätigkeit im Widerstand sowie den jahrelangen mühsamen Kampf um Anerkennung und 'Entschädigung' für die Misshandlungen, die sie durch die Nazis erlitten hatten."
Frauen – Buch – Kritik: Virginia Nr. 58, März 2016

"Die Historikerin fügt mit diesem Buch dem Sichtbarmachen lesbischer Frauen und ihrer Lebenswege im Nationalsozialismus einen bewegenden Baustein hinzu. Damit erfährt auch die Lebensleistung dieser beiden Frauen als lesbische Frauen ihre besondere Würdigung."
LuK-LekTüre Nr. 24, März 2016

"Eine lebenslange Liebe verband die beiden Tänzerinnen Marta und Margot in einer schwierigen Zeit. (...) Ingeborg Boxhammer hat hier ein handliches Dokument der deutschen Geschichte geschaffen. Bisher gibt es leider nur wenige aufgearbeitete Quellen der Verfolgungen lesbischen Lebens im Nationalsozialismus."
Mathilde Frauenzeitung, Januar/Februar 2016

"Ingeborg Boxhammer versteht die Beschreibung des Überlebenskampfes der beiden Frauen als Würdigung der Lebensleistung eines Lesbenpaares im und nach dem Nationalsozialismus und als Beitrag, die oft noch unerforschte Geschichte lesbischer Frauen sichtbarer zu machen."
Barbara Degen, Haus der FrauenGeschichte Bonn, November 2015

"Mit ihrer 'Jüdischen Miniatur' ist es Boxhammer gelungen, das Schicksal der beiden Tänzerinnen Margot Liu und Marta Halusa knapp, aber eingehend nachzuzeichnen. Ihre Kurzbiografie dürfte einen wichtigen Impuls für die historische Forschung liefern, die weiterhin daran krankt, die Lebenswege lesbischer Frauen im Nationalsozialismus ausreichend sichtbar zu machen. Dass die biografische Rekonstruktion aufgrund unzureichenden Quellenmaterials dabei Lücken aufweist und die Autorin in mehreren Fällen auf Vermutungen zurückgreifen muss, tut dem Büchlein keinen Abbruch, sondern zeugt von den Bemühungen Boxhammers, die die Leserin zugleich zu eigenen Schlussfolgerungen anspornt. (...) Die so entstandene Kurzbiografie zeichnet sich dabei durch ein umfangreiches Bildmaterial aus, das den Lebensweg der beiden Protagonistinnen anschaulich illustriert."
AVIVA. Online Magazin für Frauen, Oktober 2015 online

"Ein bewegendes, erhebendes, Mut machendes, luzides Hohelied auf unerschütterliche Liebe und Solidarität in Zeiten des Terrors."
L.MAG. Das Magazin für Lesben, September/Oktober 2015

"Ein Lehrstück darüber, wie es im Dritten Reich denen ging, die nicht zur 'Volksgemeinschaft' gehörten. Sehr bereichernd sind die an vielen Stellen in den Text eingebauten historischen Fotografien."
Forum Homosexualität München, September 2015




Erschienen – unter Beteiligung einer Autorin des Lesbengeschichtsportals:


QWIEN – Zentrum für schwul/lesbische Kultur und Geschichte/WASt – Wiener Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche und transgender Lebensweisen (Hrsg.):
ZU SPÄT? Dimensionen des Gedenkens an homosexuelle und transgender Opfer des Nationalsozialismus.


Wien: Zaglossus Juni 2015. 356 Seiten, 24,95 Euro, ISBN 978-3-902902-35-1


Lange Zeit war der Gedenkdiskurs über homosexuelle und transgender NS-Opfer vom Kampf um die Anerkennung als Opfergruppe geprägt. Diese Dokumentation der Tagung "Gedenken neu gedacht - Wien gedenkt vergessener Opfer", die im November 2014 stattgefunden hat, setzt neue Impulse für das Gedenken an die Verfolgung von Lesben, Schwulen und transgender Personen in der NS-Zeit. Aufbauend auf den bisherigen Bemühungen zur Realisierung eines permanenten Gedenkzeichens sowie auf den Erfahrungen mit temporären Mahnmalen in Wien betten die Beiträge des Bands den Wiener Diskurs in internationale Entwicklungen ein. Dabei wird ein weiter Bogen von grundlegenden Überlegungen zu Gedenkpolitik, über historische Fragen bis hin zu ästhetischen und kunstkritischen Auseinandersetzungen gespannt.

darin u.a.:

Tomberger, Corinna: Späte Anerkennung oder symbolpolitisches Feigenblatt? Zur Bedeutung eines Mahnmals für homosexuelle und transgender NS-Opfer in Wien.

Inhaltsverzeichnis Vorschau.



Zu spät



Erschienen – unter Beteiligung von Autorinnen des Lesbengeschichtsportals:


AutorInnenkollektiv Loukanikos (Hrsg.): History is unwritten. Linke Geschichtspolitik und kritische Wissenschaft. Ein Lesebuch


Münster: edition assemblage 2015, 400 Seiten, 19.80 EUR [D], ISBN 978-3-942885-77-5 | WG 973

In /History is unwritten /diskutieren historisch Forschende, Autor*innen, Künstler*innen und politische Initiativen in 25 Wortmeldungen, wie ein emanzipatorischer Umgang mit Geschichte heute aussehen könnte. Ob Kolonialismus im Kasten oder Tränen in der Wissenschaft, ob Rosa Luxemburg oder Subcomandante Marcos, ob Ausgraben und Erinnern oder Kämpfen und Zweifeln – zusammen ergeben die Beiträge einen vielfältigen Eindruck von einer Linken, die sich um die Vergangenheit scheren muss, wenn sie etwas von der Zukunft will.
Die Publikation ist die erweiterte Dokumentation der gleichnamigen Konferenz in Berlin im Dezember 2013.

darin u.a.:
"/Lesbian like/" Geschichte – Vom Wettstreit richtiger Bezeichnungen, Verdächtigungen, Lesbensex und einer Vermisstenanzeige.

Inhaltsverzeichnis zum Download: Inhaltsverzeichnis


History is unwritten



Erschienen:


Homosexuelle im Nationalsozialismus.

Neue Forschungsperspektiven zu Lebenssituationen von lesbischen, schwulen, bi-, trans- und intersexuellen Menschen 1933-1945 (= Zeitgeschichte im Gespräch 18), hrsg. von Michael Schwartz
München: Oldenbourg De Gruyter 2014
u.a. mit Beiträgen von den Lesbengeschichtsportal-Autorinnen: Ingeborg Boxhammer, Christiane Leidinger, Claudia Schoppmann und Corinna Tomberger.

Das Buch ist am 20.11.2015 auch in der Schriftenreihe (Bd. 1572) der Bundeszentrale für poltiische Bildung (Bonn) erschienen. Externer Link zur Bestellung: https://www.bpb.de/shop/buecher/schriftenreihe/215664/homosexuelle-im-nationalsozialismus

Homosexuelle im Nationalsozialismus



Anlässlich des 150. Geburtstages von Johanna Elberskirchen (1864-1943) am 11. April 2014
wird der LADENPREIS der gebundenen Biografie im UVK-Verlag GESENKT auf EUR 9,99 [D]! – (bislang: EUR [D] 24,99 / EUR [A] 25,70)
www.uvk.de

Flyer zum Buch mit neuem Preis als pdf zum Download Buchflyer


Christiane Leidinger:
Keine Tochter aus gutem Hause – Johanna Elberskirchen (1864-1943)

Konstanz: UVK 2008

Keine Tochter aus gutem Hause

Inhaltsverzeichnis des Buchs (pdf 36kb) Inhalt



Pressestimmen zum Buch:

Der Autorin gelang ein excellentes Werk zur Zeitgeschichte mit Unterhaltungswert.
Geschichte quer, Zeitschrift der Geschichtswerkstätten in Bayern

Insgesamt ist die Lektüre ein Gewinn nicht nur für Spezialisten auf dem Gebiet der Frauen- und Geschlechtergeschichte, denn die Zusammenhänge und historischen Abläufe sind überaus nachvollziehbar, plastisch beschrieben und verbleiben nicht in einem abgeschiedenen Spezialdiskurs. Auch Laien und Fachfremde gewinnen Einblicke in eine Facette deutscher Geschichte, die längst noch keinen selbstverständlichen Platz in den gängigen Gesamtdarstellungen hat.
Jahrbuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung

Christiane Leidinger hat Johanna Elberskirchen in einem nicht hoch genug einzuschätzenden Wiederentdeckungsakt dem kulturellen Gedächtnis zurückgegeben. (...) Keine der 350 Seiten ist langweilig. Das Buch liest sich streckenweise wie in Krimi. (...) Die Autorin hält genügend Abstand zu Elberskirchen, kritisiert fundiert, wenn ihr deren rhetorische Annäherungen an ‚Nation', ‚Kultur' oder ‚Entartung' zu weit gehen, wobei sie interessanterweise sowohl vom heutigen Stand aus argumentiert als auch den Stand der zeitgenössischen Kritik einbezieht, ohne beides zu vermischen.
Mitteilungen der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft

Auch insgesamt wäre es absolut wünschenswert, die Geschichte der Arbeiterbewegung noch stärker im Zusammenhang mit anderen Emanzipationsbewegungen zu betrachten. Untersuchungen wie die vorliegende sind dazu ein unverzichtbarer Schritt.
Jahrbuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung

Wer sich darüber hinaus an erfrischend klar, amüsant und provokant formulierten Positionen erfreuen kann, der wird ebenfalls auf seine Kosten kommen, denn Leidinger lässt die politische Aktivistin, Rednerin und Schriftstellerin Elberskirchen oft selbst zu Wort kommen, was die wissenschaftlich anspruchsvolle Biografie nebenbei zu einem wahren Lesevergnügen macht.
Zeitschrift für Sexualforschung

Besonders hervorzuheben ist die kritische Genauigkeit, mit der Leidinger auch die Schriften Johanna Elberskirchens unter die Lupe nimmt.
invertito – Jahrbuch für die Geschichte der Homosexualitäten

Christiane Leidinger, die es sich zum Ziel gemacht hat, lesbische Frauen in der Öffentlichkeit sichtbarer zu machen, ist dies wieder einmal gelungen.
L.mag

Dieses Buch ist für ein breites Publikum geschrieben, nicht akademische Selbstbespiegelung sondern Geschichtsvermittlung.
sehepunkte.de. Rezensionsjournal für die Geschichtswissenschaften

Die Faszination, die von dieser ungewöhnlichen und streitbaren Denkerin und Aktivistin ausgeht, ist im gesamten Buch spürbar. Dennoch bewahrt die Autorin die kritische Distanz und weist auch auf die problematischen Positionen hin.
Radio Z

Ihr Leben böte Stoff für einen Roman. (...) Wie wird man so? Wie schafft man das? Gegen alle Widerstände?
vorwärts. Die Zeitung der Deutschen Sozialdemokratie

Die Sache mit der Urne ist das Salz in der Lebensgeschichte der Johanna Elberskirchen, sie streut das gewisse Etwas an Grusel, Kämpfergeist und Romantik ein.
Siegessäule

...wärmstens zur Lektüre empfohlen...
literaturkritik.de




Erschienen:


Invertito 14


unter anderem mit folgenden Beiträgen:

Christiane Leidinger
Transgressionen – Streifzüge durch Leben und Werk von Emma Trosse (1863-1949).
Erste Denkerin des Dritten Geschlechts der Homosexuellen und Sinnlichkeitslosen

"Die Verfolgung von Lesben und Schwulen im Nationalsozialismus hatte viele Gesichter".
Ein Interview von Christiane Leidinger mit Claudia Schoppmann.


Invertito 14. Jahrgang 2012, kart., 200 S., EUR (D) 17,00, ISBN: 978-3-86300-137-7, Hamburg: Männerschwarm Verlag 2013

Buch-Cover Invertito



Erschienen:


Invertito 13


unter anderem mit folgenden Beiträgen:

Christiane Leidinger
Gründungsmythen zur Geschichtsbemächtigung?
Die erste autonome Schwulengruppe der BRD war eine Frau

Ingeborg Boxhammer
Lesbische Liebe und Kleptomanie
Presseberichte über Kölner Unterschlagungen um 1930

Claudia Schoppmann
Sprung ins Nichts. Überlebensstrategien lesbischer Jüdinnen in NS-Deutschland


Invertito 13. Jahrgang 2011, kart., 220 S., EUR (D) 17,00, ISBN: 978-3-86300-118-6, Hamburg: Männerschwarm Verlag 2012

Buch-Cover Invertito



Erschienen:


Homophobie und Devianz


Einige der AutorInnen der Lesbengeschichtsseite haben neue Texte zur Verfolgung lesbischer Frauen im Nationalsozialismus sowie zu Gedenk- und Erinnerungspolitik vorgelegt. Es handelt sich um Beiträge des folgenden Bandes:
Eschebach, Insa (Hrsg.): Homophobie und Devianz. Weibliche und männliche Homosexualität im Nationalsozialismus. (= Forschungsbeiträge und Materialien der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten). Berlin: Metropol 2012.
208 Seiten. EUR 19.- ISBN 9783863310660

Kurzrezension: Text

Buch-Cover



Erschienen:


Heike Schader / Gigi Martin: Gigi Martin – ihr Leben erzählt zwischen Fiktion und Realität / Mauern aus Schleiern der Einsamkeit.


Produktbeschreibung des Verlags:
Ein Wendebuch bestehend aus einer Biografie und einem Roman – im Zentrum Gigi Martin. In der Biografie der Hamburger Autorin, die so oft ihre eigenen, gesellschaftlich unangepasste, Vorstellungen über Sexualität und Beziehungen literarisch verarbeitet hat, wird immer wieder die Verbindung zwischen literarischem Werk und Leben nachgezeichnet. So war bereits ihr erster Roman, der 1960 Jahre herauskam, autobiografisch gefärbt. Die damals 25 jährige Autorin war bekennende Lesbe und der Roman sorgte für Empörung unter den BürgerInnen. Angereichert ist die Biografie durch zahlreiche Abbildungen. Darunter sind Fotografien von den Begegnungen mit Prominenten der Zeit, Zeitungsausschnitte und Pressefotos aus dem Privatbesitz der Autorin. Der Roman "Mauern aus Schleiern der Einsamkeit", der ebenfalls im Wendebuch enthalten ist, entstand in den frühen 1980er Jahren. Auch in diesem Roman greift Gigi Martin ein tabuisiertes Thema auf. Die Protagonistin erkennt während eines Besuches bei ihrer Exfreundin, dass diese in einer eigenen Welt lebt, in der sich Realität und Fiktion zu vermischen beginnen. Sensibel beschreibt die Autorin, wie sie langsam eintaucht in die "verrückte" Welt der anderen und dabei doch Zaungast bleibt, schwankend zwischen Hilflosigkeit und helfen wollen. Der Roman ist ein Stück Zeitgeschichte und dabei auch heute noch im Besten Sinne irritierend.


Heike Schader / Gigi Martin: Gigi Martin – ihr Leben erzählt zwischen Fiktion und Realität / Mauern aus Schleiern der Einsamkeit.
Preis: 24,80 Euro
Roman-Wendeband, Berlin: Pro BUSINESS, 1. Auflage 2010.
Bestellung direkt bei book on demand unter:
https://www.pb-bookshop.de/product_info.php?products_id=1268&osCsid=94281b6b6fb7c68261dc9fc45497bfa8

Cover



Erschienen:


Jens Dobler
Zwischen Duldungspolitik und Verbrechensbekämpfung – Homosexuellenverfolgung durch die Berliner Polizei von 1848 bis 1933


Homosexualität war in Deutschland die längste Zeit verboten. Da das Verbot in einem Strafgesetz fixiert war, war die Kriminalpolizei für die Verfolgung der Homosexuellen zuständig. Im Mittelpunkt der Arbeit steht der polizeiliche Umgang mit diesem Arbeitsgebiet: die Überwachung, Registrierung und Fahndung, die Einflüsse der Kriminologie, die Inhalte der polizeilichen Aus- und Fortbildung sowie die Bedeutung der Zensur so genannter unsittlicher Schriften.


Intensiv wird die Arbeit des Homosexuellendezernates der Kriminalpolizei und seiner jeweiligen Leiter geschildert, die Einflüsse zeithistorischer Ereignisse und der verschiedenen Interessengruppen, die Verschärfungen oder Erleichterungen in der Verfolgung Homosexueller zu erreichen suchten.
Bemerkenswert für Berlin ist, dass das Homosexuellendezernat als Verfolgungsinstanz schließlich mit der homosexuellen Emanzipationsbewegung zusammenarbeitete und für einen langen Zeitraum eine Duldungspolitik einleitete. Gleichzeitig bietet die Arbeit einen genauen Einblick in die Entwicklung der Berliner Kriminalpolizei generell und leistet somit einen nicht unerheblichen Beitrag zur Polizeigeschichte zwischen 1848 und 1933.


Zwischen Duldungspolitik und Verbrechensbekämpfung

Jens Dobler:
Zwischen Duldungspolitik und Verbrechensbekämpfung – Homosexuellenverfolgung durch die Berliner Polizei von 1848 bis 1933 (Schriftenreihe der Deutschen Gesellschaft für Polizeigeschichte e.V. Band 6), Verlag für Polizeiwissenschaft, Frankfurt/Main 2008 (ISBN 978-3-86676-041-7)
618 Seiten, 26,90 €




Erschienen:


Christiane Leidinger
Keine Tochter aus gutem Hause
Johanna Elberskirchen (1864-1943)


Johanna Elberskirchen war keine »Tochter aus gutem Hause« – doch diese Hürde der sozialen Herkunft ermutigt sie nur, sich darüber hinweg zu setzen. Bildung, Lohnarbeit und sogar ein Frauenstudium in der Schweiz inspirieren die lebenshungrige Bonnerin zu weiteren vielfältigen Interessen.


Keine Tochter aus gutem Hause

Als Rednerin, Aktivistin und Schriftstellerin wird ihre schärfste Waffe das Wort: Pathetisch, polemisch und provokant sind ihre Schriften, vielfach überraschend modern ihre Überlegungen, die auf Freiheit und soziale Gerechtigkeit zielen.
1943 stirbt Johanna Elberskirchen in Rüdersdorf bei Berlin, wo sie in eigener homöopathischer Praxis arbeitete. Die Umstände der Beisetzung sind mysteriös: Jahrzehnte nach ihrem Tod finden und vergraben zwei Frauen heimlich ihre Urne.
Erstmals werden nun die Spuren des ungewöhnlichen und kämpferischen Lebens von Johanna Elberskirchen für die Befreiung von Frauen, ArbeiterInnen, Lesben und Schwulen verfolgt. Christiane Leidinger entwirft dabei ein lebendiges und faszinierendes Panorama der Zeit vom deutschen Kaiserreich bis zum Nationalsozialismus. Ein Buch über bewegte und widersprüchliche politische Wege einer umstrittenen Feministin, Sexualreformerin und Sozialdemokratin.


Christiane Leidinger:
Keine Tochter aus gutem Hause
Johanna Elberskirchen (1864-1943)
Konstanz: UVK 2008


480 Seiten. 67 s/w Abb., gebunden
ISBN 978-3-86764-064-0
(D) 24,90 EUR – freier Preis SFr 44,00
willkommen@uvk.de


* Inhaltsverzeichnis des Buchs (pdf 36kb) Inhalt


* Spurensuche – Eine Einleitung (pdf 116kb) Spurensuche


* Namens- und Ortsregister (pdf 80kb) Register


* Zeittafel zu Leben und Werk von Johanna Elberskirchen (pdf 68kb) Zeittafel




In Bewegung bleiben.
100 Jahre Politik, Kultur und Geschichte von Lesben.
Hrsg. von Dennert, Gabriele / Leidinger, Christiane / Rauchut, Franziska.


Unter Mitarbeit von Stefanie Soine.


Berlin: Querverlag 2007
456 Seiten, 325 Abbildungen
ISBN 978-3-89656-148-0
24,90


Lebendige und vielfältige Lesbengeschichte in einem Band – informativ, historisch, bunt, analytisch und streitbar. Das Buch ist geschrieben aus der Sicht von Aktiven zwischen Jahrgang 1931 bis 1981 und versammelt rund 100 Beiträge zu Bewegung, Alltag und Kultur lesbischer Frauen im 20. Jahrhundert: politische Kämpfe, Widerstand & Rückschläge, Kontroversen & Streit, Spaß & Lust. Fotos, Plakate und Titelbilder illustrieren Bewegungsaktionen und -alltag.


In einem bisher einmaligen Projekt zeichnet dieses spannende Lesebuch lebendige Bilder der politischen Lesbenbewegung vom Ende des 19. bis zum 21. Jahrhundert. Gelebte Geschichte, die Feministinnen der ersten Stunde genauso begeistern wird wie junge Lesben und alle politisch Interessierten heute.

In Bewegung bleiben

Das Inhaltsverzeichnis zum Herunterladen: pdf





Klassikerin der Lesbengeschichte:

Lesbian History Group

Und sie liebten sich doch! Lesbische Frauen in der Geschichte 1840 – 1985

Aus dem Englischen von Katharina Kappe und Susanne Amrain. Übersetzt erschienen 1991, 240 Seiten, broschiert, 10,00 EUR

Ist es wichtig, ob sie es taten? Weil nicht sein kann, was nicht sein darf, wurde immer wieder große Mühe darauf verwendet, die Geschichte leidenschaftlicher Frauenfreundschaften zu vertuschen und zu leugnen. Die Autorinnen dieser Anthologie enthüllen, in welchem Maß die Lebenszeugnisse berühmter Schriftstellerinnen wie Charlotte Brontë, George Eliot oder Vera Brittain verschwiegen oder gewaltsam umgedeutet wurden.

Lesbian History Group

Die Nachforschungen der Londoner Lesbian History Group erlauben wichtige Einblicke in die Netzwerke von Frauen, erkunden die Geschichte von "Femme" und "KV" und betrachten auch die Heldinnen der einst so beliebten Internatsromane in einem ganz neuen Licht. Verlegt im Daphneverlag, zu beziehen über Krug & Schadenberg: www.krugschadenberg.de




Nur noch kurze Zeit lieferbar ist Claudia Schoppmanns Buch:


Verbotene Verhältnisse. Frauenliebe 1938-1945

Anhand von Prozessakten schildert die Berliner Historikerin die Lebensbedingungen von lesbischen Frauen in Österreich während der Zeit des „Anschlusses“ an das nationalsozialistische Deutschland. Anders als in Deutschland wurde in Österreich auch lesbische Liebe strafrechtlich verfolgt: § 129 bedrohte gleichgeschlechtliche „Unzucht“ mit Zuchthaus von einem bis fünf Jahren. Neben zehn Fallgeschichten gibt das Buch auch einen Überblick über die Homosexuellenpolitik in Deutschland und Österreich – vor, während und nach der NS-Zeit – und bietet damit wertvolle Hintergrundinformationen.


Verbotene Verhältnisse

Berlin: Querverlag 1999, 155 S., ISBN 3-89656-038-7


Beim Verlag € 8,00 – mail@querverlag.de



4. Aktuelle Termine und mehr – alphabetisch nach Städten und Datum geordnet (Berlin, Bonn, Dresden, Hamburg, Köln, München, Stuttgart)




BERLIN


Out and About - Queere Sichtbarkeiten in der Sammlung der Berlinischen Galerie

In dem Onlineprojekt „Out and About“ der Volontär*innen der Berlinischen Galerie werden Fotografien, Gemälde, Arbeiten auf Papier und Filme auf ihre queeren Lesbarkeiten untersucht.
Eine Vielzahl von Objekten in der Sammlung der Berlinischen Galerie weisen direkte oder indirekte Verbindungen zu queeren Themen auf: sei es, weil die Künstler*innen Teil der Szene sind/waren oder in ihrer Kunst Geschlechtsidentitäten und sexuelle Orientierung verhandelt werden. Werke, unter anderem von Nan Goldin (* 1953), Hannah Höch (1889–1978) oder Herbert Tobias (1924–1982), zeigen beispielhaft Perspektiven der LSBTIQ* (Lesben-, Schwulen-, Bisexuellen-, Trans-, Inter* und queeren) Communities, die oftmals unbeachtet bleiben.

Termin: ohne

Online-Projekt Out and About: https://berlinischegalerie.de/out-and-about



BERLIN


Das literarische Quartett in der Begine


Genüsslich werden lesbische, feministische und queere Bücher bejubelt oder niedergemacht, verrissen oder eine gute Seite dran gelassen. Dabei darf gedacht und gelacht werden.

Mit dabei sind:
Laura Méritt (Sexpertin & Kommunikationswiss.)
Katrin Raum (Supervision & Therapie)

Die Gästinnen:
Ingeborg Boxhammer (Historikerin, Kuratorin des monatlichen Queer Monday Kino, Hrsg. queerer TV-Tipps, Mitherausgeberin von lesbengeschichte.org)
Marina Krug (Romanistin und Germanistin, Mitgründerin von "Lesben in der Kirche")
Katharina Krauss (Sexologin)
Stephanie Hetze (Buchhändlerin)
Performance von Marilyn Nova White

Die Bücher:
Ulrike Rothe/Rebecca Hernandez-Garcia (Hg),Gemeinsam sind wir unerträglich, Die unabhängige Frauenbewegung in der DDR
Malinda Lo, Last night at the Telegraph Club
Ethel Smyth, Paukenschläge aus dem Paradies
Sonja Steinert, 7 Tage im Mai


Termin: Mittwoch, 6. März 2024, 19:00 Uhr

Ort: Begine - Treffpunkt & Kultur für Frauen e. V., Potsdamer Str. 139, 10783 Berlin-Schöneberg




BERLIN


Lesung in der "Begine": Zum Internationalen Frauentag am 8. März

"Herrin ihrer selbst" - Zahnkunst, Wahlrecht und Vegetarismus: Margarete Herz (1872-1947) und ihr Freundinnen-Netzwerk


"Herrin ihrer selbst" sein - wie geht das als ledige jüdische Frau im Deutschen Kaiserreich? Eigene Wege gehen, sich selbst verwirklichen? Margarete Herz macht sich als Zahnbehandlerin selbstständig und kämpft zusammen mit ihrer Lebensgefährtin Helene Wolff (1871-1917) sowie mit der Bonner Publizistin Johanna Elberskirchen (1864-1943) für das demokratische Frauenwahlrecht. Herz und Elberskirchen beteiligen sich beide am allerersten Internationalen Frauentag, der damals am 19. März 1911 begangen wurde. Die Lesung legt den Fokus auf die feministische Zusammenarbeit in Bonn und gibt einen Ausblick auf die weiteren Lebenswege. Margarete Herz musste wegen des erstarkenden Antisemitismus und der NS-Diktatur schließlich alles aufgeben.

Autorin: Ingeborg Boxhammer

Termin: Donnerstag, 7. März 2024, 19:00 Uhr

Ort: Begine - Treffpunkt & Kultur für Frauen e. V., Potsdamer Str. 139, 10783 Berlin-Schöneberg




BONN


****Filmreihe****

Queer Monday: Rückkehr nach Korsika


Rückkehr nach Korsika
Frankreich 2023
Regie: Catherine Corsini

Eine Schwarze Hausangestellte, die in Paris bei einer wohlhabenden Familie arbeitet, kehrt auf die Insel Korsika zurück, wo sie ihre Jugend verbrachte. Ihre Töchter stehen dieser Reise zurück zu den Wurzeln zunächst skeptisch gegenüber ...

Termin: Montag, 25. März 2024, 19:30 Uhr.
Ort: Kino in der Brotfabrik, Kreuzstraße 16, 53225 Bonn
rollizugänglich; allerdings muss für den Fahrstuhl Assistenz vom Brotfabrik-Personal angefordert werden




DRESDEN


AG „Queere Geschichte Dresdens“ gegründet


Die queere Geschichte Dresdens ist genauso bunt und façettenreich wie Regenbogenflagge und Christopher Street Day. Wir möchten ihr künftig zusammen mit Ihnen und mit Ihrer Unterstützung auf den Grund gehen. Ab dem 27. September 2023 startet deshalb eine neue AG „Queere Geschichte Dresdens“ und lädt Sie herzlich ein bei regelmäßigen Treffen mitzuforschen, mitzustöbern und mitzudiskutieren.br>Erstes Treffen am 27. September im Stadtmuseum!

Termin: Mittwoch, 27. September 2023, 18:00 Uhr.
Ort: Stadtmuseum Dresden https://stmd.de/queere-geschichte-dresden




HAMBURG


Einweihung des Erinnerungsmedaillons für die Kunstpfeiferin und Theaterleiterin Lea Manti (1886-1960)


Lea Manti (1886-1960) war zur Zeit des Deutschen Kaiserreichs, der Weimarer Republik und der NS-Diktatur eine erfolgreiche und zeitgenössisch weltbekannte Kunstpfeiferin aus Deutschland. Während viele ihres Fachs zum Pfeifen die Lippen spitzten, war sie*3 eine Künstlerin, "die nicht nur auf weibliche Kleidung, sondern auch auf den kleinen Fingern pfeift". Die Bühne betrat Lea Manti im eleganten Frackanzug und mit kurzen, meist zurückgekämmten, eng anliegenden Haaren.
Jahrzehntelang genoss die erfolgreiche und berühmte Künstlerin einen Ruf als unübertroffene Kunstpfeiferin. Ihre Karriere währte mehr als drei Jahrzehnte. In dieser Zeit pfiff sie an unterschiedlichen Varieté-Bühnen entweder allein oder mit unterschiedlichen, zum Teil auf Tournee gehenden Ensembles in zahlreichen Städten in Deutschland und Europa. Zu hören war sie in den großen Varietés der Metropolen, in Deutschland, der Schweiz, in Österreich, Böhmen, Polen, Belgien, Italien, Norwegen und in den Niederlanden sowie in England. Auch außerhalb Europas war Lea Manti unterwegs und offenbar auch sehr gefragt: 1913 trat sie im südafrikanischen Johannesburg auf, 1924 im US-amerikanischen Bundesstaat Kentucky.
In den 1930er Jahren war sie in Hamburg als Künstlerin und als Theaterleiterin aktiv.

Veranstaltung im Rahmen des Friedhofsprojektes "Garten der Frauen".

Den Vortrag über Lea Manti hält die Historikerin Ingeborg Boxhammer aus Bonn. Musikalisch - auch mit Pfeifen - wird die Veranstaltung von der Musikerin Anne Wiemann begleitet.

Termin: Sonntag, 27. August 2023, 15:00 Uhr
Ort: Garten der Frauen, Ohlsdorfer Friedhof, Hamburg
Details: http://www.garten-der-frauen.de/Aktuell_Aug_23-II.html



KÖLN


Lesung: Alle(s) Gender - Wie kommt das Geschlecht in den Kopf?


Sigi Lieb folgt den Spuren unserer Vorstellungen von Geschlecht – biologisch, medizinisch, gesellschaftlich, historisch, rechtlich, international, früher und heute –, zeigt den Stand der Wissenschaft und verbindet ihn mit alltagspraktischen Situationen und gesellschaftlicher Wirklichkeit. Ziel des Buches ist es, feministische, homosexuelle, transgeschlechtliche und intergeschlechtliche Interessen zu verbinden, ohne die Unterschiede und Widersprüche zu leugnen. Anschließend Diskussion.

Veranstaltung des Kölner Frauengeschichtsvereins in Kooperation mit GESTIK und FBW.

Moderation: Karo Kalmbach, Genderinstitut GESTIK


Termin: Dienstag, 28. November 2023, 19:30 Uhr
Spenden erbeten
Ort: Friedensbildungswerk, Obenmarspforte 7-11, 50667 Köln



MÜNCHEN


Stadtspaziergang:
Geschichte der Lesben und Schwulen in München


Queere Geschichte in der nördlichen Münchner Innenstadt Der Stadtspaziergang „Queere Geschichte in der nördlichen Münchner Innenstadt“ wird vom Forum Queeres Archiv München geführt. Er beginnt am ehemaligen Odeon, wo Karl Heinrich Ulrichs bereits 1867 die Straffreiheit homosexueller Handlungen gefordert hatte. Ausgehend von diesem, für die LGBTIQ*-Emanzipation herausragenden Schauplatz führt der Rundgang zu weiteren Orten zwischen dem Nordrand der Altstadt und dem Marienplatz, denen man ihre queergeschichtlichen Aspekte meist nicht ansieht. Wir wollen damit die Allgegenwärtigkeit von LGBTIQ* in der Stadtgeschichte sichtbar machen.


Termin: Sonntag, 15. Oktober 2023, 14:00 Uhr
Treffpunkt: Nördlicher Odeonsplatz, am Reiterstandbild für Ludwig I. (vor dem Bayr. Innenministerium)
Eintritt: frei
Anmeldung erforderlich: https://muenchner-regenbogen-stiftung.de/kontaktformular-veranstaltungen/?pid=1142



STUTTGART


Ausstellung: WE ARE PART OF CULTURE
Queere Geschichte Europas


Die Kunstausstellung WE ARE PART OF CULTURE zeigt queere Persönlichkeiten von der Antike bis heute, welche die europäische Gesellschaft, unsere Kultur, nachhaltig geprägt haben. Die Portraits der Persönlichkeiten wurden von national und international bekannten Künstler*innen speziell für die WAPOC geschaffen.


Termin: Montag, 20. November bis 15. Dezember 2023
Ort: Rathaus, Marktplatz 1, 70180 Stuttgart
Weitere Details: https://100mensch.de/we-are-part-of-culture/



5. Forschungssplitter




Widerständigkeit eines Münchener Lesbenpaars im NS-Lageralltag


Während des NS gelang es zwei Lesben aus München, die im KZ Moringen interniert waren, ein kleines Kämmerchen als Nachtquartier zu nutzen. Sie gehörten zu einer Gruppe inhaftierter Frauen – möglicherweise ausschließlich Kommunistinnen. Unter ihnen war die kommunistische Widerstandskämpferin und spätere Friedensaktivistin Hedwig Regnart (1908-2001). Hed Regnart erzählt Frauen aus der linken Nürnberger Courage-Gruppe in einer Dokumentation ihre Geschichte. In ihrem Bericht über die Situation im KZ Moringen, wo sie ab 1.3.1936 fast ein Jahr interniert war, erwähnt sie kurz das Lesbenpaar (ab 17:49min./ 21min).
Quelle: Frauenverband Courage (1998): "Schwestern, vergeßt uns nicht...". Erarbeitet von Freundinnen und Freunden der Courage Gruppe Nürnberg" (BRD 1998, 34:06min). In der Dokumentation erzählen die kommunistischen Widerstandskämpferinnen Hed Regnart und Hilde Gerber, späterer verheiratete Faul (1915-mind. 1995).
Vgl. https://www.goettinger-tageblatt.de/Die-Region/Northeim/Bilder-von-frueheren-Moringer-KZ-Gefangenen-werden-ausgestellt
Den Hinweis auf die Erzählung der Überlebenden Hedwig Regnart bekamen wir freundlicherweise von Dr. Henning Fischer (kollektivbiographische Studie zur Lagergemeinschaft Ravensbrück) im Rahmen unseres kleinen Forschungsprojekts zu Lotte Hahm (1890-1967). Herzlicher Dank!

Ingeborg Boxhammer und Christiane Leidinger (5/2019).

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Claire Waldoff (1884-1957) als Stummfilm- und Operettenstar


Claire Waldoff (auch: "Kläre Waldow" oder "Claire Waldow", auch: Claire Waldorf) wirkte mindestens in folgenden Stummfilmen mit:

_Das Zeitungsmädel / Mizzy, das lustige Zeitungsmädl / Mieze Strempels Werdegang / Strampels Mieze (Anm. 1)
Deutschland 1915, R: Waldemar Hecker, DB: Ludwig Mendelssohn, Produzent: Jules Greenbaum (www.earlycinema.uni-koeln.de, 3/2016); mit Helene Voß (1876-1926). Schlagerlustspiel.
"'Das Zeitungsmädel' von Ludwig Mendelssohn mit Claire Waldorff in der Titelrolle gehört zu den besten Bildern heiteren Inhalts der diesjährigen Saison. Claire Waldorff, ein Star der Brettlwelt, spielt im Film ein echtes Berliner Kind, Mieze Strempel, die Tochter eines Elternpaares, das im Gemüsekeller zwischen Bollen, Kohlrabi und neuen Kartoffeln den Daseinskampf führt. Claire Waldorff spielt mit realistischer Urkraft (?) das Töchterlein, das eingesegnet wird, plätten und ihren Max kennen lernt, die Rennbahn besucht, mit Graf Kotz poussiert und schließlich eine große Varietékünstlerin wird. Als feine Dame kehrt sie zurück zum Gemüsekeller und da sie ihrem Max treu blieb, macht sie aus ihm einen richtigen Ehemann. Claire Waldorff ist also in ihrem 'Miljöh', als richtiger Berliner Pflanze auf den Film gebracht worden. Waldemar Hecker hat mit bestem Erfolg die Regie geführt; 'Das Zeitungsmädel' wird sicher gefallen."
(Quelle: Prager Tagblatt, 25.12.1915, S. 11)
"glänzende Regie und eine Prachtleistung der Hauptdarstellerin Claire Waldow (sic)"
(Quelle: Kinematographische Rundschau, Wien, 12.9.1915, Nr. 392, S. 41; 2. Titel 31.12.1915, Neues Wiener Journal, S. 17)
"Claire Waldorf (sic) ist in Berlin in der Operette tätig und auch außerhalb der Bühne durch ihr burschikoses Wesen bekannt. Der Film 'Das Zeitungsmädel' gibt ihr ausgiebig Gelegenheit, ihr Wesen auch vor der weißen Wand nicht zu verleugnen."
(Quelle: Grazer Tagblatt, 19.11.1915, S. 3)

(Anm. 1) Anmerkung: Die vier unterschiedlichen Titel scheinen denselben Film zu beschreiben. Das lässt sich an den unterschiedlich knappen Beschreibungen nicht sofort herauslesen. Der Film wird von Volker Kühn und Maegie Koreen als "Strampels Mieze" für 1909 angegeben.
(Quellen: Kühn, Volker (Hrsg.): Claire Waldoff. Weeste noch…? Erinnerungen und Dokumente. Berlin 1997, S. 137; Koreen, Maegie: Claire Waldoff: Die Königin des Humors. Eine Biografie. Gelsenkirchen 2014, S. 54). Der Filmprüfstelle hat er lt. www.filmportal.de im August 1915 vorgelegen.

_Die verkaterte Mumie
Deutschland 1916, Produzent: Franz Vogel (www.filmportal.de)

_Der Gipfel der Frechheit
Deutschland 1916, Produzent: Franz Vogel; "Kläre Waldow in einer Hosenrolle als Piccolo". (Quelle: Kinematographische Rundschau, Wien, Nr. 443, 3.9.1916, S. 15)

_Die Dame im Schaufenster
Deutschland 1918, R: Denny Kaden, DB: Denny Kaden, Erich Schönfelder (www.filmportal.de), mit Erich Schönfelder (1885-1933). Waldoff soll hier eine Schaufensterpuppe dargestellt haben. (Quelle: Koreen, Maegie: Claire Waldoff: Die Königin des Humors. Eine Biografie. Gelsenkirchen 2014, S. 80)

_Der Jüngling aus der Konfektion
Deutschland 1926, R: Richard Löwenbein, DB: Bobby E. Lüthge, Willy Prager (www.filmportal.de), mit Curt Bois (1901-1991)

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Claire Waldoff in der Wiener Uraufführung der Operette "Der süße Kavalier"

Am Wiener Apollo-Theater wird am 11. Dezember 1923 eine neue Operette des Komponisten Leo Fall (1873-1925) uraufgeführt: "Der süße Kavalier", mit dem Text von Rudolf Schanzer (1875-1944) und Ernst Welisch (1875-1941).
Eine Wiener Zeitung berichtet: "Der Stoff des Buches (…) gehört diesmal dem Gebiete der rätselhaften und seltsamen Menschen an, die in der Geschichte irgend eine Rolle gespielt haben. Im Mittelpunkt der Handlung steht der Ritter d'Eon, den seine Zeitgenossen als Jüngling oder Mädchen nahmen und dessen reizvolle Geschichte [Friedrich] Bülau (Universitätsbibliothek: ‚Geheime Geschichten') erzählt. Ein Androgyn-Problem also, just jetzt, da Peladans Roman ‚Der Androgyn' in deutscher Sprache erschien, der ein ähnliches Thema behandelt. Die Rolle des Eon gibt Frau [Emmy] Sturm, der jüngste und beliebteste Operettenstar Berlins, eine Kölnerin von Geburt, deren leidenschaftliches Spiel, entzückende Anmut und süße Stimme rasch das Herz des Berliner Publikums eroberten; in den anderen Rollen treten Frl. [Helma] Bernay, eine pikante Schönheit, die aus München stammt, Claire Waldow (sic), die hier zum ersten Male in einer Operette erscheint (…) Die Premiere dirigiert Leo Fall." (Quelle: Der Ritter d'Eon als Operettenheld, in: Wiener Sonn- und Montags-Zeitung, 23.11.1923, S. 5)
Siehe zur Figur des Ritters d'Eon auch die Filme "Exzellenz Unterrock" (1921) und "Marquis d'Eon, der Spion der Pompadour" von 1928. Der Begriff "d'Eon" ist aus der lesbisch-schwul-trans Subkultur und Organisierung bekannt: 1929 wurde in Berlin eine "transvestitische" Vereinigung mit der Bezeichnung "D'Eon" gegründet.

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Claire Waldoff 1913 in Wien engagiert? Anekdote in einer Wiener Zeitung (Auszug aus dem Artikel "Tritsch-Tratsch"):

"(...) Nicht überall spielt sich eine Engagementserneuerung so gemütlich und mit so lustigen Begleitumständen ab, wie es kürzlich bei Frl. Claire Waldow (sic) am Deutschen Volkstheater der Fall war. 'Lübe Waldow,' hatte mit gutmütig murrender Grabesstimme Herr Weisse zu ihr gesagt, 'wü dönken Sie über den Ablauf ihres Vörtrages?!' – 'Daß Sie ihn momentan auf eine Reihe von Jahren verlängern,' replizierte mit gewohnter Spitzzüngigkeit die scharfe schnippische Waldow. 'Oder haben Sie Bedenken?' – 'Nuun,' meinte Weisse nachdenklich, 'nuun, ich wäre ja soweit zufrieden, aaber etwas müssen Sie ändern, wenn ich Sie behalten soll – ' – 'Und das wäre?' – 'Sie sind viel zu mager, lübe Waldow; ja, im vollen Ernst, Sie müssen eine vollere Figur bekommen! Versuchen Sie oine Mastkur oder wönden Sie sonst wölche Mittel an. Tun Sie, was Sie wollen, aber wörden Sie voller!' Seither trinkt die Schauspielerin literweise Kefirmilch, aber naturgemäß läßt sich Leibesfülle nicht forcieren.
Als nun kürzlich die Waldow zu spielen hatte und der Moment des Auftretens gekommen war, gab es im Volkstheater große Aufregung, weil trotz der Inspizientenglocke die Künstlerin noch nicht zu sehen war. Im Hause war sie; Kolleginnen hatten sie bestimmt in der Garderobe bemerkt. Man stürzte also zur Garderobentür, sogar Weisse schloß sich der Expedition an, – da kam endlich die Gesuchte atemlos heraus. 'Spät, aber doch,' erklärte sie den Harrenden, 'ja, lieber Herr Direktor, dafür wer'n Sie aber heut' auch mit meinem Aussehn zufrieden sen! Was, da schauen S', wie mollert ich bin?! Ich bitt, ich genier' mich gar net zu gestehn; ich hab' mir vom Reithoffer eine Garnitur weiblicher Reize ang'schafft und mit dem ungewohnten Zeugs hab' ich beim Anziehen mein G'strett g'habt, daß sich alles recht natürlich und ausgeglichen ansieht. Jetzt soll mir noch einer von Magerkeit reden!' – Das Gelächter läßt sich denken, und das beste an der Sache ist, daß das nicht etwa ein von der Waldow erfundener Spaß, sondern Tatsache war. In der Uebergangszeit will sie sich 'halt so' behelfen; später wird die Mastkur ihre Schuldigkeit schon alleene tun. Was macht man nicht alles, um einen guten Vertrag prolongiert zu kriegen.'"
(Quelle: Wiener Montags-Journal, 31.3.1913, S. 3)

Ingeborg Boxhammer (3/2016; aktualisiert 5/2019)

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„Frauen erkämpfen Winterhilfe“?!
Hungerproteste in Kalkberge im Winter 1932/1933 mit oder ohne Johanna Elberskirchen und Hildegard Moniac? – Dokumentation einer Recherche


Christiane Leidinger (Berlin 1/2016), unter Mitarbeit von Ingeborg Boxhammer

Die Recherchen für diesen Text wurden dankenswerter ermöglicht durch die Rosa-Luxemburg-Stiftung: Logo Rosa-Luxemburg-Stiftung

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Johanna Elberskirchen, ihr politisches Netzwerk im Bonn-Kölner Raum und die Idee einer Frauenfriedensdemonstration zu Beginn des Jahres 1913


Im Winter 1912/1913 bedroht der Krieg auf dem Balkan den Weltfrieden. Die Arbeiterbewegung sowie Friedensbewegung und mit ihr Teile der radikalen bürgerlichen Frauenbewegung sowie linksliberale demokratische Parteien sprechen sich auf internationalen Kongressen und deutschlandweiten Kundgebungen für den Frieden aus. Im Rheinland lässt sich mindestens ein Versuch belegen, für eine Frauenfriedensdemonstration zu mobilisieren: In Bonn versucht ein einzelner – am demokratischen Wahlrecht für alle orientierter – Frauenstimmrechtsverein mit der Aktivistin Johanna Elberskirchen (1864-1943) an der Spitze, eine große Frauenfriedensdemonstration zu organisieren. Letztendlich beteiligten sich jedoch an der vorbereitenden Veranstaltung nur eigene Vereinsmitglieder.

An diese Ausgangsinformation werden folgende Fragen gestellt:
Welche Medien berichten darüber? Wer bzw. welcher Verein brachte die Idee auf und lud welche Organisationen vor welchem Hintergrund zur Vorbereitung einer Frauenfriedensdemonstration ein? Könnte eine Kopplung an den sozialdemokratischen Internationalen Frauentag am 2. März 1913 beabsichtigt gewesen sein? Welche Ziele scheint der einladende Verein zu verfolgen und was könnten die Gründe für das Scheitern der Mobilisierung sein? Wie lässt sich die Idee einer Frauenfriedensdemonstration einordnen? Warum gelingt kein Bündnis mit anderen Bonner Frauenorganisationen?

Ingeborg Boxhammer (Bonn 12/2015), unter Mitarbeit von Christiane Leidinger

Die Recherchen für diesen Text wurden dankenswerter ermöglicht durch die Rosa-Luxemburg-Stiftung: Logo Rosa-Luxemburg-Stiftung

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Errata: Wohnhaus von Johanna Elberskirchen und Anna (Aebi-)Eysoldt in den 1910er Jahren in Bonn


Das bis 2/2015 in der Bildergalerie des Lesbengeschichtsportals gezeigte Haus in der Bonner Burbacherstraße 80 war nicht das Wohnhaus von Johanna Elberskirchen und Anna (Aebi-)Eysoldt in den 1910er Jahren.
Die von Ingeborg Boxhammer für einen historischen Stadtrundgang zu der Bonnerin 2002 recherchierte Wohnhausangabe hat sich als falsch herausgestellt: Bei dem abgebildeten Haus handelte es sich zu Lebzeiten von Johanna Elberskirchen um die Burgstraße 109 in Bonn. Das Grundstück des eigentlichen Wohnhauses (früher: Burbacherstraße 80) trägt heute die Nummer 193 der Burbacherstraße. Das frühere Haus wurde Mitte der 1920er Jahre abgerissen.

Weitere Hinweise zu anderenorts übernommenen Angaben:
Ein Foto des vermeintlichen Wohnhauses befindet sich fälschlicherweise zum einen auch in der Biografie von Johanna Elberskirchen "Keine Tochter aus gutem Hause" von Christiane Leidinger (UVK 2008), S. 230, und zum anderen auf einer der seit 2012 ausgestellten Tafeln über Johanna Elberskirchen im Haus der Frauengeschichte in Bonn.

Bonn, 24.2.2015

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Neue ausgewählte Details zur Herkunftsfamilie und zum Umfeld von Emma Trosse (1863-1949), verheiratete Külz


1. Familie

Emma Trosse war die älteste von mindestens fünf Geschwistern.

Zu den Eltern von Emma Trosse:
Emma Emilie Theres Böther (geb. 1839), Tochter des Christian Friedr. Böther.
Friedrich Trosse (geb. 1833), Sohn des Joh. Gottl. Trosse
Hochzeit am 13.11.1860 in Gransee.

Die Namen und Taufdaten der drei Schwestern und zwei Brüder lauten:
Bertha Franziska Johanna Trosse, getauft am 27. November 1864
Sophie Charlotte Elisabeth Trosse, getauft am 3. Februar 1867
Bertha Hermann Rosalie Trosse, getauft am 20. Dezember 1868
Friedrich Carl Christian Trosse, getauft am 23. April 1871
Carl Hermann Otto Trosse, getauft am 18. Februar 1874
Hinweis: alle Taufdaten beziehen sich auf Gransee, Kreis Ruppin, Brandenburg, Preußen.

2. Umfeld

Sterbeorte:
Hermine Dulsmann, geborene von Bardeleben (geb. 1846 auf Rittergut Cattenbruch bei Rinteln Kreis Grafschaft von Schaumburg, 1905 gest. in Mittenfelde bei Neustrelitz, Mecklenburg-Strelitz)

Herkunft:

Die Eltern von Hermine Dulsmann waren Emil Ludwig Karl August von Bardeleben und Mathilde Auguste Charlotte Korff. Sie war das drittgeborene Kind von insgesamt fünf Geschwistern.

Die Geburts- und Sterbedaten sowie Hochzeitsdaten und Orte von drei – der vier – Kinder von August und Hermine Dulsmann:

1.) Paula Dulsmann (1868-1947, jeweils in Obernkirchen)
seit 1893 mit Arthur Binder verheiratet, zwei Kinder (geb. 1894 und 1896)

2.) Mathilde Wilhelmine Dulsmann (1870 in Obernkirchen, gest. 1953 in Verden/Aller)
1894 in Bad Neuenahr mit Adolf Johann Martin Schwabe (1866-1950 jeweils in Verden/Aller) verheiratet.
Kinder: Lothar Ludwig Wilhelm Theodor Schwab (geb. 1899 in Verden/aller, im Krieg 1918 in Frankreich gefallen)

3.) Ludwig Victor Emil Dulsmann (geb. am 20.12.1874 in Bremen, 1954 gest. in Obernkirchen)
seit 1906 mit Caroline Wecke verheiratet

(Quellen: Kirchenbücher)

Christian-Alexander Wäldner (Hannover 10/2013)



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Neue ausgewählte Details zu Johanna Elberskirchen (1864-1943):


__Das Wahllokal des Wahlbezirks Nr. 5, "Bergstraße", in dem Johanna Elberskirchen aller Wahrscheinlichkeit nach bei der Reichstagswahl am 12. Januar 1912 ihrem Anspruch auf Wahlrecht Ausdruck verlieh, indem sie versuchte, ihre Stimme abzugeben, befand sich in der Bonn-Kessenicher Mechenstraße 59 (Gebäude nicht erhalten), wo die Gastwirtschaft "Zur Traube" als Wahllokal diente.
Das Wahllokal dieser Protestaktion, an der sich in der Stadt mindestens drei Frauen beteiligten und zu der ein Frauenstimmrechtsverein in einer Zeitungsanzeige mobilisiert hatte, lag ganz in der Nähe ihrer damaligen Wohnung in der Burbacherstraße 80.


Ingeborg Boxhammer (Bonn 6/2012)



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__Johanna Elberskirchen und Anna Eysoldt (1868-1913) waren lt. Melderegister der Bürgermeisterei Waldorf 1897-1903, A-H (Stadtarchiv Bornheim), vom 31. Oktober 1902 bis zum 5. Mai 1904 bei "von Nordeck" auf Burg Hemmerich "auf Besuch".



Ingeborg Boxhammer (Bonn 2011)



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__Johanna Elberskirchen hatte nicht nur vier Geschwister (drei jüngere Schwestern, einen älteren Bruder) wie bislang anhand der Bonner Meldekartei (ab 1880) nachgewiesen (vgl. Leidinger 2008: 23), sondern insgesamt eigentlich sieben.

Die neu recherchierten Elberskirchen'schen Geschwister waren:

1. Ida Elberskirchen (ca. 1863- gest. 12.7.1864) [gleichnamig mit der 1866 geborenen], geb. in Deutz und mit 1, 5 Jahren gestorben in Bonn


2. Otto Elberskirchen (27.1.1867-26.10.1867), geb. und gestorben in Bonn
(Notiz: Nach Recherchen von Ingeborg Boxhammer wurde Otto Elberskirchen sehr wahrscheinlich am 27. April, nicht am 27. Januar 1867 geboren, siehe Civilstand, in: Bonner Zeitung, 4.5.1867, S. 3.)


3. eine männliche Totgeburt am 19.8.1870, Bonn.


__Bislang konnte nur vermutet werden, dass Johanna Elberskirchen ihr Pseudonym "Hans Carolan" für Publikationen benutzte; inzwischen liegt ein Text aus dem Jahr 1887 vor, der ihr vom Stil her sehr eindeutig zugeordnet werden kann und der mit dem Namen "Hans Carolan" versehen ist. Die Roman-Rezension erschien in "Die Gesellschaft" in Leipzig.
__Einzelne Schriften von Johanna Elberskirchen wurden in verschiedene Sprachen übersetzt. Bekannt waren bisher: tschechisch und niederländisch (vgl. Leidinger 2008: 223f.); mittlerweile gibt es den Nachweis einer Übersetzung ins Estnische.

Christiane Leidinger (Berlin 2009)




6. Neu auf der Website – Ältere Informationen siehe unter Archiv




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August 2023: Biografische Skizzen > "Die schöne Susi" – Schauspielerin und Subkulturwirtin Hanna Busch, auch Hanna Wannowski/Wanowski (1886/1890-1952), genannt auch Susi/Susu Wanowski/Wanowsky
Regionalgeschichte > Ausflugstipps > Hamburg > Am 27. August 2023 wurde auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg im Garten der Frauen ein Erinnerungsmedaillon für Lea Manti eingeweiht.

April 2023: Regionalgeschichte > Ausflugstipps > In Rottach-Egern können die Meta-Gadesmann-Straße und die gemeinsame Grabstelle von Meta Gadesmann (1881-1962) und Gerty van Dyck (1887-1968) besucht werden.

März 2023: Biografische Skizzen > Die Verbandsbeamtin und Konzernmanagerin Meta Gadesmann (1881-1962) und die Malerin Gerty van Dyck (1887-1968)

Januar 2023: Biografische Skizzen > Maria Proelss (1890-1962) und Hanni Rocco (1896-1990)
Verschiedene Teile der Subkultur im Kaiserreich aktualisiert: Biografische Splitter; Artikelliste zur Neuen Damengemeinschaft; Rechercheinformationen; diverse Ansichten
Sitemap aktualisiert

Juni 2022: Regionalgeschichte > Ausflugstipps > Lesbenhistorische Ausflugstipps Bonn: Erhaltene Grabstelle der Eltern von Johanna Elberskirchen auf dem Poppelsdorfer Friedhof

April 2022: Lesben & Film > Filmlisten Spielfilm aktualisiert

Oktober 2021: Lesben & Film >Dokumentationen aktualisiert

August 2021: Biografische Skizzen > Ottilie W. Roederstein (1859-1937) und Elisabeth H. Winterhalter (1856-1952)
Biografische Skizzen > "… der Brand wird nicht erlöschen bis Deine Lippen mich berühren" – Marie Fillunger (1850-1930) und Eugenie Schumann (1851-1938)

Juli 2021: Aktualisierung des Beitrags über Lotte Hahm in den > Biografischen Skizzen

Januar 2021: Lesbengeschichte – jetzt auch auf's Ohr: Der Beitrag "Der Berliner Lesbenklub "Neue Damengemeinschaft" – eine erste Spurensuche", gelesen von Jillian B. Suffner, als mp3 zum Download.

Dezember 2020: Online-Dokumentation der Ergebnisse des Mikroforschungsprojekte: "Diskriminierende Angriffe und offensive Abwehr – Eine Geschichte der Selbstorganisierung ‚Neue Damengemeinschaft' und ihrer selbstbewussten Akteurinnen* in Berlin um 1900": neuer Themenbereich "Subkultur im Kaiserreich". u.a. mit neuen Unterthemenfeldern: "Selbstorganisierungen" (u. a. "Neue Damengemeinschaft", "Bülow-Casino", "Goldene Kugel"), "Subkulturorte" mit Stadtplanausschnitten) und "Zeittafeln/Quellen"

September 2020: Material > weiteres Material > Übersicht über bisher bekannte Auftritte und künstlerische Leitung der Kunstpfeiferin Lea Manti (1886-1960)
Biografische Skizzen > Lebenslange Liebe: Marta Halusa (1910-1999) und Margot Liu (1912-1993)

April 2020: Linksammlung aktualisiert > Links

März 2020: Biografische Skizzen > Lea Manti (1886 - mind. 1960): "die nicht nur auf weibliche Kleidung, sondern auch auf den kleinen Fingern pfeift" – Eine neue Annäherung an Leben und Werk der Kunstpfeiferin von Ingeborg Boxhammer
Lesben & Film > Filmlisten Spielfilm aktualisiert
Material > Johanna Elberskirchen > Werkbibliographie aktualisiert
Material > Weiteres Material > Liste der Texte von Lotte Hahm hochgeladen

Januar 2020: Regionalgeschichte > Ausflugstipps > Stuttgart Bilder der Grabstätte von Claire Waldoff und Olly von Roeder hochgeladen

Mai 2019: Aktuelles > Aktuelle Informationen > Lesbengeschichte in Zeiten erstarkender rechter, extrem rechter und völkisch-autoritärer Kräfte – Dankesrede zur Verleihung der CouLe – Preis für couragierte Lesben der LAG Lesben in NRW 2019, von Ingeborg Boxhammer und Christiane Leidinger Dankesrede hochgeladen

März 2019: Lesben & Film > Filmlisten Spielfilm und Dokumentationen aktualisiert

Dezember 2018: Aktuelles > Aktuelle Informationen > Forschungsprojekt von Lesbengeschichte.org: "Neue Spuren zu Leben und Wirken der Berliner Subkultur-Aktivistin* Lotte Hahm (1890-1967) und ihres persönlichen Umdelds" von Ingeborg Boxhammer und Christiane Leidinger

April 2017: Biografische Skizzen > „Du, meine Verzweiflung und mein Streben", Margot Hanel (1912-1941) von Raimund Wolfert

Juli 2016: Biografische Skizzen > Gerda M. (1923-1943): „Ich möchte so wie ich aufgefunden werde beerdigt werden“
Nationalsozialismus > 1933-1945 > Aktenstudien > Gerda M. (1923-1943): „Ich möchte so wie ich aufgefunden werde beerdigt werden“

Januar 2016: Aktuelles > Forschungssplitter > "Frauen erkämpfen Winterhilfe?!" Hungerproteste in Kalkberge im Winter 1932_33 mit oder ohne Johanna Elberskirchen und Hildegard Moniac? Dokumentation einer Recherche, von Christiane Leidinger und Ingeborg Boxhammer
Links > aktualisiert

Dezember 2015: Biografische Skizzen > Eva Siewert (1907–1994), Kurt Hillers „Schwester im Geiste“ – „Wilde Freundschaft für Sie im Herzen meines Hirns“ von Raimund Wolfert
Aktuelles > Forschungssplitter > "Johanna Elberskirchen, ihr politisches Netzwerk im Bonn-Kölner Raum und die Idee einer Frauenfriedensdemonstration zu Beginn des Jahres 1913" von Ingeborg Boxhammer und Christiane Leidinger

November 2015: Nationalsozialismus > Erinnerungskultur > Gedenkstätten/-orte > Ein 'wildes' Gedenkzeichen für lesbische Frauen und Mädchen in der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück" von Corinna Tomberger
Nationalsozialismus > Erinnerungskultur > Gedenkveranstaltungen > 2015: Stolpersteinverlegung in Gedenken an Elli Smula (1914-1943)
Nationalsozialismus > Erinnerungskultur > Stolpersteine > Elli Smula

September 2015: Nationalsozialismus > Erinnerungskultur > Vortragsdokumentation: "Zur Politik der Platzbenennung – Überlegungen für eine intersektionalitätsbewusste und empowernde Erinnerungskultur" von Christiane Leidinger



7. Website updates




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Postkarte 2014 Front


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first row: Annette Eick (1909-2010), Elisabeth Leithäuser (1914-2004), Helene Wolff (1871-1917), Margarete Herz (1872-1947), an unknown person on the cover of the magazine "Ledige Frauen" 1928
second row: Lotte Hahm (1890-1967), Anneliese Wulf, aka "Johnny" (1916-1995), Claire Waldoff (1884-1957), Theo Anna Sprüngli/Ps. Anna Rüling (1880-1953), "Teddy" (life data unknown)
third row: an unknown person, Christa Winsloe (1888-1944), Johanna Elberskirchen (1864-1943), Emma Trosse (1863-1949) and Anna Elisabet Weirauch (1887-1970).

We thank the designer Sabine Trautner (www.maid-in-berlin.de)

September 2021: "Biographical sketches" > Lotte (Charlotte) Hahm (1890-1967) (english)

October 2020: "Biographical sketches" > A Lifelong Love: Marta Halusa (1910-1999) und Margot Liu (1912-1993) (english)
"Biographical sketches" > Lea Manti (1886-1960) (english)

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October 2013: "Biographical sketches" > Gertrude Sandmann (english)


June 2012: "Lesbians & Film" > statistics no. 3 updated (english, german, french, spanish)


Dezember 2009: "Lesbians & Film" > english list updated


September 2009: "Lesbians & Film" > statistics no. 3 updated (english, german, french, spanish)


Juli 2009: "Lesbians & Film" > english list updated
"Biographical sketches" > Jenny Riedemann





8. Infos zur Website


Webportal goes offline!


Seit Sommer 2015 werben wir für das Portal mit einer neuen Postkartenversion.

Postkarte 2015 Vorderseite


Die Vorderseite zeigt nun von links nach rechts:

1. Reihe: Annette Eick (1909-2010), Elisabeth Leithäuser (1914-2004), Helene Wolff (1871-1917), Margarete Herz (1872-1947), eine Unbekannte auf dem Titel des Magazins "Ledige Frauen" 1928
2. Reihe: Lotte Hahm (1890-1967), Anneliese Wulf, aka "Johnny" (1916-1995), Claire Waldoff (1884-1957), Theo Anna Sprüngli/Ps. Anna Rüling (1880-1953), "Teddy" (Lebensdaten unbekannt)
3. Reihe: eine Unbekannte, Christa Winsloe (1888-1944), Johanna Elberskirchen (1864-1943), Emma Trosse (1863-1949) und Anna Elisabet Weirauch (1887-1970).


Wir danken ganz herzlich der Designerin Sabine Trautner (www.maid-in-berlin.de), dem Kollektiv hinkelsteindruck (www.hinkelstein-druck.de) und vor allem den Frauen, die mit kleinen und großen Spenden diese Idee ermöglicht haben.


Vom Herbst 2011 bis zum Sommer 2015 werben wir für die Lesbengeschichtsseite mit einer informativen Postkarte, die ab sofort an einschlägigen Veranstaltungsorten und Archiven ausgelegt werden kann/ausliegt:


Postkarte 2011 Vorderseite


Die Vorderseite zeigt von links nach rechts:

1. Reihe: Annette Eick (1909-2010), Elisabeth Leithäuser (1914-2004), Carlotta Vyllary (Lebensdaten unbekannt), Anneliese Wulf, genannt "Johnny" (1916-1995), eine Unbekannte auf einem Titel der Zeitschrift "Ledige Frauen" 1928
2. Reihe: Lotte Hahm (1890-1967), eine Unbekannte, Claire Waldoff (1884-1957), Theo Anna Sprüngli/Ps. Anna Rüling (1880-1953), "Teddy" (Lebensdaten unbekannt)
3. Reihe: eine Unbekannte, Christa Winsloe (1888-1944), Johanna Elberskirchen (1864-1943), Emma Trosse (1863-1949) und Anna Elisabet Weirauch (1887-1970).

Wir danken ganz herzlich der Designerin Sabine Trautner (www.maid-in-berlin.de), dem Kollektiv hinkelsteindruck (www.hinkelstein-druck.de) und vor allem den Frauen, die mit kleinen und großen Spenden diese Idee ermöglicht haben.


Sehr herzlichen Dank an alle aus Bonn, Köln, Hamburg und Berlin mit guten Wünschen für einen schönen Frühling,


Christiane Leidinger und Ingeborg Boxhammer